– 2 – In den 1990er-Jahren war der Tiefpunkt in Sachen Natur in der Wauwiler Ebene erreicht. Ausser- halb der Naturschutzgebiete fand man kaum noch einen Grashalm, der Ende Mai nicht bereits abge- mäht worden wäre. Flächendeckend dehnten sich Maisfelder und arten- arme Kunstwiesen aus. Noch ganze 17 Goldammerreviere wurden 1998 festgestellt und kaum ein Dutzend Kiebitzpaare gezählt. Seither ver- suchen verschiedene Akteure den Landschafts- und Lebensraum Wauwiler Ebene wieder aufzuwer- ten – mit Erfolg. Seit 1995 nahm der Anteil der Biodiversitätsförderflächen deut- lich zu. Aktuell hat fast ein Drittel dieser Flächen Qualitätsstufe II erreicht. Sie sind also besonders artenreich. Stark zugenommen ha- ben Blumenwiesen, Wildkrautflu- ren, Tümpel und Teiche, aber auch die Gesamtheckenlänge ist um 19% grösser als noch vor 20 Jahren. Es ist erfreulich, in welch bemer- kenswertem Ausmass die Avifauna auf diese Verbesserungen reagiert. Während gemäss einer Studie in Gesamteuropa heutzutage schät- zungsweise 421 Millionen Vögel we- niger leben als noch vor drei Jahr- zehnten (Inger et al. 2015), hat sich in der Wauwiler Ebene im gleichen Wauwiler Ebene: Erfolgreiches Vernetzungsprojekt Zeitraum die Revierzahl der Kultur- landvogelarten mehr als verdoppelt. Am erfreulichsten ist der Aufwärts- trend beim Kiebitz (von 12 Revieren 1998 auf 55 Reviere 2013), bei der Goldammer (von 17 auf 55), beim Turmfalken (von 5 auf 15) und bei der Waldohreule (von 5 auf 13). Nicht nur die häufigeren Indika- torarten haben zugelegt, auch an- spruchsvolle Vogelarten kann man zur Brutzeit wieder etwas häufiger beobachten: Weissstorch, Grün- specht, Dorngrasmücke, Schwarz- kehlchen, Neuntöter und Grauam- mer. Allerdings: Diese selteneren Arten kommen nach wie vor nur in Einzelpaaren oder sehr kleinen Beständen vor. Ein Wermutstrop- fen zudem sind die eher rückläufi- gen Bestände von Feldlerche und Sumpf rohrsänger. Das Vernetzungsprojekt Wauwiler Ebene ist nicht allein auf Vögel aus- gerichtet. Ebenso wichtig sind Arten aus anderen Gruppen. So gehören (nebst anderen) auch Zauneidechse, Ringelnatter, Kreuzkröte, Sumpf- schrecke, Feldgrille, Feldhase, Ve- nusspiegel und Wiesenbocksbart zu den Ziel- und Leitarten des Projekts. Die meisten Leitarten weisen positi- ve Bestandstrends auf. Aber auch hier gibt es Ausnahmen: Der Venus- spiegel beispielsweise, eine schmu- cke Ackerbegleitpflanze, wurde seit Jahren nicht mehr beobachtet. Dass die Erfolgsgeschichten do- minieren, ist nicht selbstverständ- lich. Sehr förderlich für den Erfolg ist die gute Partnerschaft zwischen den kantonalen Amtsstellen, den Landwirten, der Projektleitung (Schweizerische Vogelwarte) und der Trägerschaft. Zu letzterer gehö- ren auch einige BirdLife-Sektionen der Umgebung. Regelmässig sind deren Mitglieder beim Sträucher- pflanzen oder bei anderen prakti- schen Arbeiten im Projektgebiet anzutreffen. Die Landwirte erleben dann eins zu eins mit, dass da Leute mit Überzeugung und Herzblut da- ran sind, eine vielfältige Landschaft zu fördern. Bei manch einem fällt dann die Hemmschwelle, und er engagiert sich auch selbst mit Über- zeugung für die gute Sache. |Roman Graf, Projektleiter Die Mitglieder des NAVO Schötz pflanzen eine über 180 m lange Hecke – zukünftiger Brutplatz für Heckenbrüter wie die Goldammer.Auf den Moorböden der Wauwiler Ebene ist es nicht einfach, farben- prächtige Wiesen anzusäen, trotzdem gibt es gelungene Beispiele. BirdLife Luzern Info Marcel Burkhartd Gold für die Goldammer! Sie reagiert am schnellsten auf den verbes- serten Lebensraum in der Wauwiler Ebene. Die zahlreichen Aufwer- tungsmassnahmen der letzten fünfzehn Jahre zeigen Wirkung. Die Goldammer (hier ein Weibchen) hat in der Wauwiler Ebene deutlich zugenommen. Silvan WillimannRoman Graf Nr. 2/15, Juni 2015