– 3 – Weibchen kümmert sich um Nachwuchs Die Bestimmung des Brutplatzes ist Sache des Weibchens. Anschlies- send folgt ihm das Männchen meh- rere Tage regelmässig, fliegt aber nie ins Nest. Die Brutzeit dauert 32 bis 35 Tage. Während dieser Zeit, insbesondere am Anfang, verlässt das Weibchen oft das Gelege, um Nahrung aufzunehmen. Damit die Jungen gleichzeitig ausschlüpfen, beginnt das Weibchen erst nach der Ablage des letzten oder vorletzten Eies mit dem Brüten. Gänsesäger sind Nestflüchter, die nach dem Schlüpfen noch Dottermengen im Bauch aufweisen und für einige Zeit ohne Nahrungsaufnahme lebens- fähig sind. Weil die Jungen vom Gänsesägerweibchen nicht gefüttert werden, müssen sie möglichst bald zum Wasser geführt werden. Wasser ist ihr Element Am ersten oder zweiten Lebenstag bestimmt die Mutter nach gründli- cher Sicherung des Umfeldes den Moment des Ausfluges. Dieser ge- schieht auf spektakuläre Art. Die Mutter fliegt hinunter und ruft die Jungen, ihr zu folgen. Eines nach dem anderen lässt sich aus der Höhe von bis 30 Metern wie ein Federball fallen und landet in der Regel unbeschadet. Fliegen können sie noch nicht, obwohl sie zu flattern versuchen. Die Mutter führt dann alle zusammen in die Reuss oder ins Seebecken. Dabei müssen sie viele Gefahren überstehen, insbesondere auch stark befahrene Strassen über- queren. Endlich an der Reuss an- gekommen, hüpfen sie ins Wasser und sind damit in ihrem Element. Sie sind vom ersten Moment an in der Lage zu tauchen und ihre eige- ne Nahrung zu finden. Diese besteht zuerst aus kleinen Beutetieren, wie Wasserinsekten. Bereits nach 10 bis 12 Tagen überwiegt jedoch die Fischnahrung. Menschliche Hilfe Der watschelnde Marsch der Gänsesägerfamilien ans Wasser ist gefährlich und oft nur dank der Hilfe von Anwohnern sowie frei- willigen Helferinnen und Helfern und manchmal sogar der Polizei zu überstehen. Alle haben ein wachsa- mes Auge auf die jungen Gänsesäger und sind während der Brutzeit Tag und Nacht zu Einsätzen bereit. Die- se sind manchmal lang und spekta- kulär. Allen, die sich für die Gänse- säger einsetzen, gehört ein grosses Dankeschön! Denn ohne sie gäbe es wohl kaum Luzerner Gänsesäger. |Roland Bryant Gänsesägerbeobachter der ersten Stunde |Urs Petermann Vogelschutzobmann der OGL BirdLife Luzern Info Was tun mit aufgefundenen Gänsesägern? Die Ornithologische Gesellschaft der Stadt Luzern (OGL) hat ein «Merkblatt zum Umgang mit frisch ausgeflogenen Gänse- säger-Familien an der Museggmauer» ver- fasst. Es wurde rund um die Museggmauer aufgehängt und 300 Exemplare wurden an Anwohner und Geschäfte verteilt. Es kann über den folgenden Link heruntergeladen werden:www.ogl-luzern.ch/vögel-in-not Nr. 3/15, September 2015 Diese Familie hat Glück. Passanten achten darauf, dass sie die Stras- se gefahrlos überqueren kann. Die Reuss ist nicht mehr weit.Bei Gefahr oder zum Ausruhen sitzen die Küken auf dem Rücken der Mutter. Diese Jungen sind schon gut eine Woche alt. Sebastian MeyerWalter Fassbind