– 4 – Im Reich der Rot BirdLife Luzern Info Im Naturlehrgebiet Buchwald in Ettiswil wurde die Rot revitalisiert. Der Bach erhielt seine Natürlichkeit zurück. 2016 wird zudem ein Gewässer- erlebnispfad eröffnet. Das Projekt wird von der Albert Koechlin Stiftung AKS und von der Dienststelle Volksschulbildung DVS finanziert. Nr. 4/15, Dezember 2015 Natürliche Fliessgewässer zeich- nen sich durch ihre hohe Dynamik aus. Das Wasser, gewöhnlich sanft fliessend, kann bei Hochwasser eine gewaltige Kraft entfalten und grosse Mengen von Material verschieben. Das braucht Platz. Dieser Platz wur- de aber unseren Flüssen und Bä- chen in den letzten 200 Jahren ste- tig genommen. Heute ist ein Viertel der Fliessgewässer stark verbaut. Das revidierte Gewässerschutzge- setz von 2011 spricht den Gewässern wieder mehr Raum zu. So sollen in den kommenden 80 Jahren rund 4‘000 km Fliessgewässer revita- lisiert werden. Mit dem aktuellen Projekt im Naturlehrgebiet wird ein kleiner Beitrag zu diesem ambitio- nierten Ziel geleistet. Die Aufwertung der Rot fand im Rahmen des ordentlichen Bach- unterhaltes statt. Dieses Vorgehen ermöglichte eine vergleichsweise schlanke Planung. Bei den was- serbaulichen Massnahmen konnte man auf die langjährigen Erfah- rungen von Edi Gassmann, Natur- schützer und Bauingenieur mit Spe- zialisierung im umweltfreundlichen Siedlungswasserbau, zurückgreifen. Zudem arbeitete das Projektteam mit dem Fischereiaufseher und mit der Abteilung für Naturgefahren zu- sammen. Auf insgesamt 300 Metern Länge wurde die Rot aufgewertet. Dabei entstanden mehrere Aufweitungen, Erosionsufer und Lagunen. Lenk- buhnen (in der Sohle eingelassene und überströmte Steine) leiten die Hauptströmung in die Bachmitte und entlasten so die Ufer. Zusätz- lich erhöhen sie die Strömungsviel- falt und sorgen für Wasserverwir- belungen. Dadurch gelangt mehr Sauerstoff in den Bach. Die Vitali- tät steigt. Neben den Lenkbuhnen wurden auch Strukturelemente aus Totholz verbaut. Raubäume (siehe Bild), Wurzelstöcke und Faschinen (walzenförmige Haselrutenbündel von einigen Metern Länge) kamen zum Einsatz. Totholz gehört in ei- nem naturnahen Bach zu den wich- tigsten Elementen. Von den Aufwertungsmassnah- men profitiert eine ganze Palette von Arten. Im Wasser sind das ne- ben zahlreichen Kleintieren vor al- lem Fische wie Bachforelle, Groppe und das seltene Bachneunauge (das genau genommen gar kein Fisch ist, sondern zu den so genannten Rund- mäulern gehört). Vögel wie die Was- seramsel und der Eisvogel werden Naturlehrgebiet Ettiswil Das Naturlehrgebiet Buchwald in Ettiswil ist eine stillgelegte Kiesgrube, die seit mehr als 40 Jahren als Naturlernort genutzt wird. Ver- schiedenste Lebensräume von der Kiesflä- che bis zum Buchenwald machen das Areal für Pflanzen und Tiere besonders wertvoll. Das Gebiet kann auf eigene Faust oder im Rahmen einer Führung besucht werden. www.naturlehrgebiet.ch das grössere Angebot an Kleintieren und Jungfischen nutzen. Und in ei- nigen Jahren – wer weiss – wird der Eisvogel vielleicht eines der neuen Erosionsufer als Standort für seine Bruthöhle auswählen. Das erste Projektziel ist nun er- reicht, das andere befindet sich in Umsetzung: Im Frühling 2016 wird ein Gewässererlebnispfad eröffnet, der den Besuchern die verschie- denen Aspekte eines lebendigen Fliessgewässers näher bringt. Bird- Life Luzern Info wird zur gegebe- ner Zeit in einem separaten Artikel darüber berichten. Eine ausführliche Dokumenta- tion über die Aufwertungsarbeiten kann hier heruntergeladen oder über info@birdlife-luzern.ch angefordert wer- den. |Stefan Schilli, ehem. Projektleiter Nach der Entfernung der Blocksteinverbauung kann hier das Ufer frei erodieren. Die Steilwand wird zum potenziellen Brutort des Eisvogels.Dieser Raubaum ist durch einen Sturm in die Rot gelangt – das ist ein natürlicher Beitrag zur Förderung von Jungfischen. Stefan SchilliStefan Schilli