– 2 – Die Begeisterung war gross bei Jung und Alt: rund 150 Personen nutzten die einmalige Chance in der Abenddämmerung einen besonde- ren Kirchenschatz in der Kirche von Grossdietwil zu bestaunen. Dank Infrarotkameras konnte live Ein- blick in das faszinierende Leben des Grossen Mausohrs genommen wer- den: in eine Wochenstube, wo 250 Weibchen ihre Jungen aufziehen. Dies alles ohne die selten geworde- ne Tierart zu stören. Anschliessend konnte der Ausflug in die Nacht be- obachtet werden. Mit Ultraschallde- tektoren waren die Rufe zu hören, mit denen sich die Fledermäuse im Public viewing bei den Fledermäusen Dunklen entlang von Gehölzen und anderen Strukturen orientieren und ihre Beute finden. Marcel Fierz von der Stiftung Fle- dermausschutz Schweiz und der Quartierbetreuer Pius Kunz vom kantonalen Fledermausschutz mo- derierten den Anlass und wiesen auf die nationale Bedeutung des grossen Quartiers dieser gefähr- deten Tierart hin. Am Infostand ermöglichte Giselle Knüsel vom kantonalen Fledermausschutz mit einem von ihr betreuten Abendseg- ler-Pflegling, dass alle einmal eine Fledermaus von nahem betrachten konnten. Vom Vernetzungsprojekt und der lokal tätigen Sektion Verein Lebendiges Rottal von BirdLife Lu- zern gab Manfred Steffen Auskunft, wie mit neuen Lebensraumaufwer- tungsprojekten der Jagdraum der Mausohren und anderer Fleder- mäuse verbessert werden soll. Dank der Vernetzung von Lebensräumen und der Anlage neuer Hecken wer- den Leitlinien geschaffen, entlang derer sich die Mausohren mit ih- ren Ultraschallrufen gut orientieren und so neue Jagdräume erschlies- sen können. Damit das Nahrungsangebot mit einer entsprechenden Insek- tenvielfalt wieder verbessert wird, werden Wiesen und Weiden exten- siver genutzt, neue Feuchtgebiete in den Wässermatten angelegt und im Buechwald sollen die alten Bu- chenhallenwälder und weitere Ni- schen wie die lückig bewachsene Ginsterheide erhalten werden. So kann eine vielfältige Laufkäferfau- na gedeihen und von den Mausoh- ren gut am Boden erbeutet werden. Aus diesen Lebensräumen werden auch Neophyten – invasive, gebiets- fremde Pflanzen, die diese bunte Vielfalt verdrängen – in zahlreichen Arbeitseinsätzen entfernt. Natur- schutzvereine sind für die Unter- stützung all dieser Aktivitäten durch die Bevölkerung sehr dankbar. Die- se Massnahmen helfen, den Bestand der Mausohrkolonie langfristig zu sichern. So können sich auch künf- tige Generationen an diesem einzig- artigen, lebendigen Schatz erfreuen und werden motiviert mithelfen, das Mausohrquartier zu erhalten und weiterhin zu betreuen. Manfred Steffen BirdLife Luzern Info Ein Live-Einblick in das Innere der Kirche von Grossdietwil ermöglicht grosses Staunen über den lebendigen Kirchenschatz: die Wochenstu- be der Grossen Mausohren. Nr. 3/16, September 2016 Pius Kunz stellt die von ihm betreute Mausohrkolonie vor und Marcel Fierz kommentiert die Live-Übertragung der Wochenstube aus dem Innern der Kirche. Manfred Steffen Giselle Knüsel begeistert die Besucherinnen und Besucher mit einem Fledermauspflegling und informiert über das sonst heimliche Leben der Grossen Mausohren. Manfred SteffenDie Live-Übertragung war eine gemeinsame Aktion des Fledermausschutzes und folgen- der Sektionen von BirdLife Luzern: NAVO Alberswil-Ettiswil, NAVO Dagmersellen, Ver- ein Lebendiges Rottal, NAVO Schötz, NAVO Wauwil-Egolzwil und Umgebung, NV Willi- sau. Weitere Infos über Fledermäuse: www.fledermaus.info www.fledermausschutz.ch