– 4 – Die Schleiereule und der Turm- falke waren im Schweizer Mittel- land zu Beginn der 1960er-Jahre noch wesentlich häufiger als heute. Auf den Roten Listen von 2001 und 2010 wurden beide Arten als po- tenziell gefährdet ausgewiesen. Der Rückgang dieser beiden typischen Vogelarten des Kulturlandes wird in erster Linie auf das ungenügende und schlecht erreichbare Nahrungs- angebot aufgrund der intensivierten landwirtschaftlichen Nutzung so- wie auf das Fehlen geeigneter Brut- plätze zurückgeführt. Um diesem Abwärtstrend entgegen zu wirken, begannen ehrenamtliche Gruppen schon früh Nistkästen für die bei- den Arten zur Verfügung zu stellen. Zudem wurden in vielen Regionen Projekte mit Landwirten realisiert, um mehr Buntbrachen und exten- siv genutzten Wiesen als ökologi- sche Ausgleichsflächen zu schaffen, welche die Dichte von Kleinsäugern und Grossinsekten und somit das Nahrungsangebot erhöhen. Seit 2002 koordiniert die Schwei- zerische Vogelwarte diese Förder- bemühungen im Artenförderungs- projekt «Turmfalke/Schleiereule». Da in den meisten Projektregionen schon über viele Jahre Jung- und gelegentlich auch Altvögel von Frei- willigen beringt wurden, bot sich zudem die Chance, diese Aktivitäten für ein integriertes Populationsmo- nitoring der beiden Arten zu nutzen. Hierbei sollen die kritischen Phasen im Lebenszyklus dieser zwei Kul- turland-Vogelarten erkannt werden (z.B. Bruterfolg und Winterüberle- bensrate), um wesentliche Fragen zur Populationsdynamik zu beant- worten, die für den Artenschutz von grosser Bedeutung sind. Heute betreuen ehrenamtliche Mitarbeitende in zahlreichen Ein- zelprojekten in der ganzen Schweiz über 3472 Nistkästen für die beiden Arten, führen jährliche Kontrollen der Nistkastenbesetzung und des Bruterfolgs durch und beringen, BirdLife Luzern Info Nr. 3/16, September 2016 Turmfalke und Schleiereule überwachen und fördern Mit einem Artenförderungsprojekt und integriertem Populationsmoni- toring werden die Bestände von Turmfalke und Schleiereule speziell überwacht und gefördert. Im Einsatz sind viele Freiwillige unter fach- kundiger Anleitung durch die Schweizerische Vogelwarte. Abb. 1: Turmfalkenweibchen auf ihrem Nest in einem speziell für die Art zur Verfügung gestell- ten Nistkasten.Beat Schmid Abb. 2: Junge Schleiereulen schlüpfen typischerweise mit einigen Tagen Abstand, wodurch Nestlinge derselben Brut unterschiedlich alt sind.Jacques Jeanmonod wo immer möglich, Jung- und Alt- vögel. Die gesammelten Daten die- nen einerseits der Erfolgskontrolle der bisher umgesetzten Artenför- derungsmassnamen für diese bei- den Arten, andererseits liefern sie wertvolle Informationen zu Brut- biologie, Überlebensraten und Mi- gration, welche helfen, die Popula- tionsdynamik von Turmfalke und Schleiereule besser zu verstehen. Die Daten der vergangenen 14 Jahre zeigen, dass die Artenförde- rungsbemühungen für den Turmfal- ken zu einer Zunahme der Bestände in den meisten Projektregionen geführt haben (Abb. 3). Bei der Schleier eule sind die Schwankun-