– 4 – In der Schweiz wurde der Wan- derfalkenbestand zwischen 2005 und 2009 auf 300 bis 400 Paare ge- schätzt. In jüngster Zeit aber gehen die Zahlen regional deutlich zurück: So sanken die Brutbestände im Jura zwischen 2008 und 2015 um mehr als einen Drittel. Als mutmassli- che Ursachen für diese Abnahme kommt einerseits Prädation durch den Uhu in Frage, dem natürli- chen Beutegreifer des Wanderfal- ken. Dessen Bestände erholen sich vor allem dank Einwanderung aus Frankreich und Deutschland. Ande- rerseits dürfte direkte und illegale Verfolgung durch den Menschen für den Negativtrend mitverantwortlich sein. Besonders die zeitliche Koinzi- denz der Häufung von verdächtigen Todesfällen (Vergiftungsfällen) und des Einsetzens des Bestandsrück- gangs ist ein starkes Indiz für die Bedeutung der direkten Verfolgung. An mehreren Orten der Schweiz haben teilweise noch unbekannte Täterschaften mehrfach Wanderfal- ken und andere Greifvögel vergiftet. Greifvögel sind jedoch geschützt und vorsätzliche Vergiftungen ent- sprechen einem Offizialdelikt, das mit hohen Geldbussen oder Gefäng- nis bestraft werden kann. Offizialde- likt bedeutet, dass die Behörden in solchen Fällen von sich aus Ermitt- lungen aufnehmen müssen, sobald sie vom Delikt erfahren. Inzwischen wurde im Kanton Zürich ein Tau- benzüchter verurteilt, der vorsätz- lich einen Habicht mit Gift getötet hat (siehe «BirdLife Luzern Info» 3/16). BirdLife Schweiz hat nun in Zu- sammenarbeit mit Partnern ein Merkblatt erstellt, wie man vorgehen soll, wenn man einen toten Wander- falken oder einen anderen toten Greifvogel findet. Dieses Merkblatt kann unter www.birdlife.ch/wanderfalke heruntergeladen werden. BirdLife Schweiz ruft alle dazu auf, wachsam zu sein und Vorfälle oder einen Ver- dacht sofort der Polizei und zugleich unbedingt auch BirdLife Schweiz zu BirdLife Luzern Info Nr. 4/16, Dezember 2016 Der Wanderfalke – schnittiger Jäger unter Druck Der Bestand des Wanderfalken hat in den letzten Jahren an einigen Orten deutlich abgenommen. Nebst natürlichen Feinden setzen ihm auch Vergiftungen durch Taubenzüchter zu. Der elegante Flieger greift seine Beute in atemberaubenden Sturzflug. Hier ein Jungvogel, der diese Jadtechnik wohl erst noch lernen muss.Marc Kéry Verbreitungskarte des Wanderfalken in den Jahren 2013–2016 im Raster von 5×5 km. Karte: Sämi Wechsler/Vogelwarte; Relief © Institut für Kartographie, ETHZ melden. Wird ein toter Greifvogel oder eine tote Taube gefunden, ist es wichtig, die Vögel nicht mit blossen Händen zu berühren, zum einen we- gen der Spurensicherung, aber auch weil das Nervengift für Menschen lebensgefährlich sein kann. Aus dem Kanton Luzern liegen noch keine Hinweise über Vergif- tungsfälle vor. Aber das heisst na- türlich nicht, dass diese nicht statt- finden. Man muss davon ausgehen, dass das Knowhow zur Greifvogel- vergiftung bei vielen Taubenzüch- tern vorhanden ist. Die Arbeiten am Schweizer Brut- vogelatlas 2013–2016 ergaben rund 12 Brutpaare im Kanton Luzern. Na- turgemäss kommt der Wanderfalke vor allem in den tieferen und mitt- leren Lagen vor, in denen es Felsen zum Brüten gibt. Das betrifft bei uns derzeit den Napf, das Entlebuch und den Vierwaldstättersee. Möglicher- weise blieben einzelne Brutplätze auch noch unentdeckt, so dass der Bestand leicht höher sein kann. Es gibt auch Brutzeitbeobachtungen in der Stadt Luzern, und es wäre nicht ausgeschlossen, dass sich dort auch mal ein Brutpaar an einem Gebäude niederlässt. Im Winter erscheinen einige Vö- gel regelmässig in den Niederungen, besonders in Städten, in offenen Landschaften und an wasservogel- reichen Gewässern. Im Kanton Lu- zern ist es besonders die Wauwiler Ebene, wo regelmässig Beobachtun- gen gelingen.Peter Knaus Sämtliche Beobachtungen von Wanderfal- ken sollten unbedingt auf www.ornitho.ch gemeldet werden. Meldungen zur Brutzeit vom 1. Februar bis 30. Juni sind automatisch geschützt und somit für andere Beobachter nicht abrufbar. Die Meldungen können auch manuell geschützt werden.