Die Ufer des Baldeggersees sind noch weitgehend unverbaut geblie- ben. Rund um den See und insbe- sondere am Nord- und Südende gibt es grössere Flächen mit wertvoller, natürlicher Vegetation, wo seltene Tiere und Pflanzen leben. Der See ist seit 1940 Eigentum von Pro Natura. Die Naturschutzorganisation managt, zusammen mit Partnern, die Natur- schutzflächen und sieht sich gros- sen Herausforderungen gegenüber: Nebst der intensiven Landwirtschaft und damit auch der Überdüngung des Sees gibt es einen grossen Druck durch die stetig wachsende Anzahl von Erholungssuchenden. Zudem funktioniert die natürliche Dy- namik kaum mehr. Ohne Schutz und menschliche Nachhilfe würde das Gebiet an ökologischem Wert verlie- ren. Neu geschaffene Lebensräume Im Ronfeld (so nennt sich die Ebe- ne am Südufer des Baldeggersees) kaufte Pro Natura Luzern mehrere Parzellen Land und schuf in den Jah- ren 2002–2011 neue Lebensräume, die typisch sind für Seeverlandungs- bereiche. Kernstück dieser Aufwer- tungsmassnahmen sind zwei grosse Flutmulden, deren Wasserstand sich regulieren lässt. Regenwasser füllt im Frühling die Mulden, im Herbst kann das Wasser kontrolliert abgelassen werden. Dadurch werden Wasser- standschwankungen imitiert, die den früheren Überschwemmungen see- naher Gebiete entsprechen. Somit wird eine spezifische Flora und Fau- na gefördert. Das Gebiet hat sich in kurzer Zeit zu einem Biodiversitäts- Hotspot entwickelt. Nebst dem er- neuten Auftauchen seltener Pflanzen haben sich insbesondere auch bei den Insekten schöne Erfolge gezeigt. Die seltene Sumpfheidelibelle zum Beispiel ist wieder häufig zu beob- achten. Auch ornithologisch hat sich das Ronfeld erfreulich entwickelt. So wurden seit der Erstellung der Flach- mulden allein dort rund 140 Arten festgestellt, darunter auch seltene wie Sichelstrandläufer, Stelzenläufer, Löffler und Sichler. Nicht nur für die Natur Damit auch die Menschen etwas von diesen Aufwertungsmassnahmen haben und im Sinne eine Besucher- lenkung, wurde nebst Infotafeln auch an einem Ort ein Hide (gedeckte Be- obachtungshütte) und an einer an- deren Stelle eine Sichtschutzwand erstellt. Von diesen beiden Orten aus hat man idealen Einblick ins Gebiet und kann beobachten, ohne die Na- tur zu stören. Das Ronfeld ist heute ein beliebtes Ausflugsziel für Vogel- begeisterte. Beachtliche Kosten Die Kosten für solche Projekte sind gross und können kaum von einer Organisation allein getragen werden. Nebst anderen Partnern beteiligte sich auch BirdLife Luzern mit einem namhaften Beitrag. Schon 2004 stell- te unser Verband, der damals noch Luzerner Natur- und Vogelschutzver- band (LNVV) hiess, 100‘000 Franken aus einem Legat zur Verfügung, was rund einem Viertel der Gesamtkosten entspricht. Aber nicht nur die Finanzen sind wichtig, ebenso braucht es grosses Wissen und Können bei der prakti- schen Umsetzung. Hier konnte Pro Ronfeld – neuer Biodiversitäts-Hotspot Die Schaffung von neuen Lebensräumen für unsere einheimische Flora und Fauna lohnt sich, wie das Beispiel Ronfeld eindrücklich zeigt. Hier hat sich nach Renaturierungen die Biodiversität beträchtlich erhöht. BirdLife Luzern Info Nr. 1/17 – 2 Die Flutmulden im Abendlicht von der Sichtschutzwand aus gesehen. Dem Beobachter öffnet sich ein Blick in einen Landschaftstyp, der in der Schweiz selten geworden ist. Im Herbst 2013 rasteten fünf Sichelstrand- läufer während Tagen in den Flutmulden. Niklaus Troxler Niklaus Troxler