BirdLife Luzern Info Nr. 1/17 – 3 Natura Luzern auf die Expertise ih- res langjährigen Mitarbeiters Niklaus Troxler zählen. Er hat das Projekt zusammen mit dem Biologen Heinz Bolzern geplant und umgesetzt. Wo- rauf es bei der Schaffung von Natur aus zweiter Hand besonders an- kommt, erklärt Niklaus Troxler im fol- genden Interview. Niklaus, nebst der Finanzierung des Projekts gab es sicher noch andere Hürden bei der Realisie- rung der Flutmulden. Traten uner- wartete Schwierigkeiten auf? Ja, die gab es tatsächlich. Beim Abtragen der Humusschicht und der Modellierung der Flutmulden sties- sen wir auf gebrannte Ziegel, die hier nach dem Lehmabbau entsorgt wur- den. Gemäss dem Altlastenkatas- ter des Kantons sollte nur ein kleiner Streifen am Rand der Parzellen be- troffen sein. Wir mussten schliesslich rund 10‘000 Kubikmeter Material ab- führen lassen, was das Projekt mas- siv verteuerte. Welche Arten sollten mit dem Pro- jekt am meisten gefördert werden und warum? Durch den Bau zweier grosser re- gulierbarer Flutmulden konnte ein Le- bensraum geschaffen werden, der in kurzer Zeit von seltenen Arten besie- delt wurde. Wichtige Zielarten waren: Kreuzkröte, Ringelnatter, Sumpfhei- delibelle, Weissstorch, um nur einige zu nennen. Daneben erhofften wir uns, dass das Gebiet Ronfeld als Rastplatz für Zugvögel seine Attrak- tivität noch steigern konnte. Was hat dich an der ganzen Sache am meisten gefreut? Die kühnsten Erwartungen wurden übertroffen. Auf einer Fläche von rund 1,5 Hektaren stellte sich eine vielfälti- ge Tierwelt ein. Untersuchungen im Jahr 2012 durch den Biologen Heinz Bolzern brachten 28 Libellen-, 18 Tagfalter- und 17 Heuschreckenarten zu Tage. Kreuzkröten pflanzten sich im ersten Jahr fort. Spontan tauchten Gifthahnenfuss und Kurzgranniger Fuchsschwanz in den schlammigen Flächen auf. In den Monaten August bis Oktober 2013 konnte ich 11 Limi- kolenarten beobachten, was die Be- deutung eines solchen Rastplatzes für die Zentralschweiz unterstreicht. Die Biodiversität in den neu ge- schaffenen Flutmulden ist gross, wie Untersuchungen belegen. Das Projekt ist also ein voller Erfolg. Gab es denn gar keine Enttäu- schungen? Nein, es gibt keine. Schade ist nur, dass sich Naturschutzvorhaben in dieser Grösse (Renaturierungen auf rund 4 Hektaren Kulturland) nicht häufiger realisieren lassen. Und be- denken muss man, dass ein Gebiet mit einer solch grossen Biodiversität und einem Mosaik von verschiedenen Lebensräumen nur mit einer fachge- rechten Pflege erhalten werden kann. Sehr gute feldbiologische Kenntnisse und ein Gespür für die Natur sind ent- scheidend. Staffelmahd und teilweise kleinräumige Bewirtschaftung, aber auch fast alljährliche kleinere Eingriffe mit dem Bagger sind nötig. Wie wichtig war die Unterstützung von BirdLife Luzern für das ge- samte Projekt? Die 100‘000 Franken waren ei- gentlich für die erste Etappe der Ron- feldaufwertung vorgesehen. Dank anderer finanzieller Unterstützung konnten wir das Geld für die weite- ren Etappen aufsparen. Zum Glück, denn durch die Altlasten (Ziegelstei- ne), die wir beim Bau der Flutmulden abtransportieren mussten, ist das Projekt fast doppelt so teuer gewor- den. Ohne die Spende von BirdLife Luzern wäre es schwierig geworden. Sind weitere, ähnliche Aufwer- tungsmassnahmen am Baldegger- see geplant? Im Winter 2017/18 werden wir die Revitalisierung der Ron auf rund 600 Metern entlang unserer Parzel- lengrenzen an die Hand nehmen. Gleichzeitig werden die Schreber- gärten geräumt und die Flächen zwi- schen den Flutmulden und dem Hide ebenfalls renaturiert. Ob Pro Natura Luzern ähnliche Projekte verwirkli- chen kann, hängt davon ab, ob wir weitere Grundstücke kaufen können oder Landwirte finden, die auf Teil- flächen ihres Landes bunte Wiesen oder Weiher herrichten lassen. Martin Käch www.pronatura-lu.ch/ronfeld Die Sumpfheidelibelle ist in der Schweiz gefährdet. Sie lebt an warmen, flachmoorigen Gewässern und fliegt von Juli bis September, nun auch wieder im Ronfeld. Niklaus Troxler