BirdLife Luzern Info Nr. 1/18 – 3 Jeden Frühling spielen sich in den Gärten die gleichen Szenen ab. Frisch gepflanzte Setzlinge verschwinden über Nacht, gefressen von grossen braunen Nacktschnecken. Das führt oft zum Griff nach Schneckenkör- nern. Bei der Verwendung von kon- ventionellen Schneckenkörnern wird bewusst ein umweltschädlicher Stoff freigesetzt. Dadurch sind nicht nur die Nacktschneckeen betroffen, sondern auch andere Schnecken und der Stoff gelangt ins ganze Ökosystem. Was er dort alles bewirkt, entzieht sich unserer Kontrolle. Schnecken- körner auf der Basis von Metaldehyd sind zum Beispiel für Igel sehr pro- blematisch und sollten nicht mehr verwendet werden. Aber auch bei Verwendung von Nematoden oder der neuen, «um- weltfreundlichen» Ferramol-Schne- ckenkörner sollte beachtet werden, dass sie gegenüber allen Schne- ckenarten, auch den unschädlichen und geschützten Arten (z.B. Wein- bergschnecke) eine Wirkung auf- weisen. Da gerade diese Schnecken natürliche Feinde der «schädlichen» Nacktschnecken sind, sollten auch diese Mittel nicht unbegrenzt einge- setzt werden. Natürliche Schneckenregulierung Der Kampf gegen die Nacktschne- cke kann aber auch ohne solche Stoffe geführt werden. Bei der Be- achtung der Lebensgewohnheiten der Schnecke stehen verschiedene vorbeugende Massnahmen zur Ver- fügung. Dabei sind eine geschickte Bewässerung sowie regelmässiges Hacken genauso wichtig wie das Vermeiden aller Arten von Verlockun- gen für Schnecken. Deren Nahrung besteht aus absterbenden Pflanzen und verfaulendem, sich zersetzen- dem organischem Material. Diese Quellen locken Schnecken an. Ab- sterbende Pflanzen müssen deshalb regelmässig aus der Anbaufläche Ungiftiger Kampf gegen die Schnecken Auf eine chemische Schneckenbekämpfung mit Schneckenkörnern sollte verzichtet werden. Wichtig im Kampf gegen Schnecken ist ein langfristiger und ganzheitlicher Ansatz. entfernt werden. Ausserhalb dieser stellen sie aber eine geeignete Ablen- kung dar, z.B. in einem Komposthau- fen. Rasenschnitt lässt sich sinnvoll unter eine Hecke einbringen, damit kann man Schnecken weg von den jungen Setzlingen an den Rand der Anbaufläche locken. Zu einer langfristigen und natür- lichen Schneckenabwehr gehören auch Massnahmen wie das Fördern von Fressfeinden, insbesondere dem Igel. Dieser benötigt sichere Un- terschlupfmöglichkeiten als Tages- schlafplatz und zur Überwinterung: Bereits einzelne Ast- oder Laubhau- fen bewirken schon viel. Gemüse- und Blumenbeete sollten nach Möglichkeit an wenig feuchten und sonnigen Standorten angelegt werden, da diese von Schnecken eher gemieden werden. Nützlich ist auch der Einsatz eines Schnecken- zaunes, eines Schneckenstopps oder der Bau eines Hochbeetes für sehr heikle Pflanzen. Das Streuen von Holzasche, Sägemehl oder ge- löschtem Kalk kann den Zugang der Schnecken zum Beet ebenfalls er- schweren. Biologische Bekämpfung Wenn man mit diesen Massnah- men nicht Herr der Lage wird, gibt Dieser Text ist eine Zusammenfas- sung des Merkblattes «Alle Jahre wieder – Der Kampf gegen die Schnecken» von Pro Igel. Das Merkblatt beschreibt die Pro- blematik rund um die Schneckenkör- ner sehr ausführlich und kann unter www.pro-igel.ch heruntergeladen wer- den. Jangle1996 Als Grosse Wegschnecken (links) werden umgangssprachlich drei verschiedene Nackt- schneckenarten bezeichnet. Diese drei Arten verursachen Frassschäden an Kulturpflan- zen. Alle anderen Schnecken, insbesondere die Weinbergschnecke (rechts), verursachen kaum Probleme. Hans Hillewaert es schliesslich noch die Möglichkeit der Schneckenbekämpfung mit bio- logischen Mitteln: Nematoden sind Fadenwürmer, von denen spezielle Arten Nacktschnecken als Fortpflan- zungsmedium benützen. Sie legen ihre Eier in den Schnecken ab. Die ausschlüpfenden Larven fressen dann die Schnecke von innen her auf und töten sie dadurch. Falls Sie gar nicht auf Schnecken- körner verzichten können oder wol- len, benützen Sie jedoch bitte die Schneckenkörner auf der Basis von Eisen(III)-phosphat. Diese sind für Igel unproblematisch.Martin Käch