BirdLife Luzern Info Nr. 2/18 – 4 Seit 1989 pflegt der Ornithologische Verein Region Sursee das kleine Feuchtgebiet «Venedig» am Rande des Surseewaldes. Im «Venedig» leben zum Teil stark bedrohte Am- phibienarten. Den Winter verbringen diese gut versteckt in einer Kältestar- re im Wald. Sobald es im Frühling wärmer wird, wandern sie von ihren Winterquartieren im Surseewald zu den Teichen im «Venedig», um sich fortzupflanzen. Die bei Einbruch der Dunkelheit beginnende Laichwan- derung birgt für die Kröten, Frösche und Molche allerdings eine grosse Gefahr: Immer wieder werden Am- phibien beim Queren einer Feldstras- se von Autos überfahren. Rettungseinsatz offenbart natio- nale Bedeutung Seit 2013 retten deshalb freiwillige Helferinnen und Helfer des Ornitho- logischen Vereins Region Sursee, allen voran Franz Schuler, viele Tie- re vor dem Überfahren. Auf nächtli- chen Patrouillen werden die Amphi- bien eingesammelt, gezählt und in den nahegelegenen Teichen wieder ausgesetzt. Im Jahr 2018 wurden Laichgebiet von nationaler Bedeutung? Das unweit von Sursee gelegene Feuchtgebiet «Venedig» lässt nicht nur wegen seinem besonderen Namen aufhorchen, sondern auch wegen seiner stetig wachsenden Bedeutung als Amphibienlaichgebiet. insgesamt 3785 Amphibien über die Strasse getragen – 60 % mehr als im Vorjahr. Es wurden 1360 Erdkröten, 110 Grasfrösche, 13 Kreuzkröten, 12 Wasserfrösche, 795 Bergmolche und 1495 Fadenmolche gezählt. Insbesondere die hohen Zahlen des Fadenmolchs, einer seltenen und gefährdeten Art, sind erfreulich. Nir- gends sonst in der Schweiz werden für diese Art so hohe Zahlen erhoben. Nur dank den Rettungsaktionen wur- de die Bedeutung des Feuchtgebie- tes «Venedig» bekannt. Die Zahlen rechtfertigen gar eine Aufnahme ins Inventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung! Ein ent- sprechendes Aufnahmegesuch hat der Ornithologische Verein beim Kan- ton Luzern deponiert. Amphibienparadies in Gefahr Wasserpumpen verschiedener Bau- stellen im Gebiet liessen den Grund- wasserspiegel im Frühling 2018 der- art stark absinken, dass die Teiche des «Venedig» beinahe vollständig austrockneten. Auf Intervention des Ornithologischen Vereins Region Sursee beim Kanton und der Stadt 70 % der einheimischen Amphibien ste- hen auf der Roten Liste. Hauptursache ist der massive Verlust an Laichgewässern. Um die gefährdeten Amphibien zu schüt- zen, hat der Bund 2001 das Inventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung (IANB) in Kraft gesetzt. Es be- zeichnet die wichtigsten Fortpflanzungs- gebiete und beauftragt die Kantone, für deren Schutz und Unterhalt zu sorgen. Vor allem für seltenere und gefährdete Amphibienarten sind die inventarisierten Laichgebiete überlebenswichtig. Sursee wird nun seit Ende März Was- ser vom Chommlibach ins «Venedig» gepumpt. Die normalen Wasserstän- de können mit dieser Massnahme je- doch nicht erreicht werden. Es ist zu befürchten, dass das Jahr 2018 nur eine geringe Anzahl Jungtiere hervor- bringen wird.Franz Schuler Ein gut getarnter Fadenmolch am Grunde eines seichten Gewäs- sers. Männchen dieser Schwanzlurchenart tragen zur Laichzeit einen bis 8 mm langen Faden am Schwanzende. René Hardegger Erdkröten wandern in Frühlingsnächten von ihrem Überwinte- rungsort im Wald zum Laichplatz. Die Tiere verlassen kurz nach der Laichablage das Gewässer wieder. Franz Schuler