BirdLife Luzern Info Nr. 4/18 – 6 Eine französische Sage «erklärt» die Farben des Eisvogels: Demnach liess Noah einen Eisvogel, der damals noch grau gewesen sei, fliegen, um nach Festland Ausschau zu halten. Wegen eines Sturms kam er dem Himmel so nah, dass sein Gefieder dessen Farbe annahm, während der Bauch von der Sonne verbrannt wurde. Weil Noah inzwischen Land entdeckt hatte, fand der Eisvogel die Arche nicht mehr auf dem Wasser. Den Eisvogel können wir deshalb noch heute entlang von Gewässern beobachten, wie er nach der Arche sucht und mit durchdringendem Pfiff nach Noah ruft. Strukturreiche Gewässerland- schaften Der Eisvogel besiedelt langsam flies- sende Flüsse, grössere Bäche, Seen und grössere Weiher mit ausreichen- der Sichttiefe und reichem Angebot an Kleinfischen und Sitzwarten. Die- se müssen so sauber sein, dass er seine Beute von der Sitzwarte aus er- spähen und mit seinen pfeilschnellen Sturz-Tauchflügen schnappen kann. Wenn der Eisvogel einen Fisch er- späht, stösst er pfeilschnell ins Was- ser. Erst unmittelbar bevor er seine Beute erreicht, bremst der Vogel den Tauchgang mit Füssen und Flügeln ab und schnappt mit seinem kräfti- gen Schnabel zu. Um seine zappeln- de Beute zu betäuben, schlägt er sie mehrfach gegen einen Ast. Während der Balz ist das Männ- chen mit der Fütterung des Weib- chens beschäftigt. Das Ritual fördert die Bindung und schont die Kräfte des Weibchens. Es muss innerhalb einer Woche schliesslich bis zu sie- ben Eier legen. Zur Jungenaufzucht fangen Eisvögel bis zu 100 Kleinfi- sche am Tag! Gefüttert wird immer jenes Junge, das am Ausgang der Bruthöhle sitzt. Dann dreht es sich um, kotet aus der Bruthöhle und Fliegender Edelstein am Wasser Der Eisvogel ist spezialisiert auf natürliche, mäandrierende Gewässer. Dort findet er gute Jagdmöglichkeiten und Brutplätze. In der Zentral- schweiz gibt es zwar mehrere Brutreviere, aber der Handlungsbedarf bei der Renaturierung von Gewässern ist gross. Stefan Wassmer Die Färbung des Eisvogels ist einzigartig. Interessantes Detail: Männchen (im Bild) haben einen ganz schwarzen Schnabel, während bei Weibchen die Unterschnabelbasis rot ist. Stefan Wassmer Zum Brüten ist der Eisvogel auf mehr oder weniger kahle, weichgründige, erodierte Steil- ufer oder Böschungskanten angewiesen. rutscht wie auf einem Karussell einen Platz weiter. Nur entlang von weitgehend un- verbauten, mäandrierenden Gewäs- sern finden Eisvögel beste Bedingun- gen für die Anlage ihrer Bruthöhlen. Zum Graben der 50 bis 70 Zentime- ter tiefen Brutröhren sind Eisvögel auf sandige Steilufer und Abbrüche an- gewiesen; vereinzelt brüten sie auch im Wurzelteller umgekippter Bäume und in speziellen Nisthilfen. Daher benötigen Eisvögel sich verändern- de Landschaften wie es zum Beispiel Auen bieten, wo Hochwasser und Überschwemmungen stetig neue Abrisse auftun und Uferböschungen mit weichen Kanten entstehen.