BirdLife Luzern Info Nr. 2/19 – 2 Wälder bilden in der Schweiz einen der bedeutendsten Lebensräume, ein Drittel der Landesfläche ist bewal- det. Auch im Kanton Luzern macht der Wald gut 30 % der Fläche aus. Der Wald wächst aber nicht nur flä- chig: Vom Boden bietet er über die Kraut- und Strauchschicht bis hinauf zum 30 m hohen Kronenbereich eine grosse Vielfalt an verschiedenen Ni- schen. Noch augenscheinlicher wird die Bedeutung des Waldes mit den Bestandszahlen aller Vogelarten. Die aktuelle Schätzung aus dem Brutvo- gelatlas 2013–2016 geht schweiz- weit von insgesamt rund 10 Millio- nen Brutpaaren aus. Davon entfallen 80 % auf Waldvogelarten! Waldvögel auf dem Vormarsch Die Bestände der Waldvögel konnten seit 1990 um rund 20 % zulegen. So profitieren Spechte von der Zunah- me des Holzvorrats und dem damit einhergehenden grösseren Angebot an Alt- und Totholz. Seit den 1990er- Jahren hat sich der Wald im Mittel um 7 % ausgebreitet, vor allem in den Berggebieten, wo steile, abgelegene Landwirtschaftsflächen nicht mehr bewirtschaftet werden und der Wald sich diese Gebiete zurückerobert hat. In manchen Gebieten sind die Wälder teils auch älter geworden. Auch die inzwischen fast flächen- deckende Praxis der natürlichen und standortgerechten Verjüngung trägt zu einem naturnahen Waldbau bei. In den Tieflagen hat dadurch der Laubholzanteil wieder zugenommen. Im Wald werden in der Regel auch keine Pestizide eingesetzt. Dies alles dürften Gründe sein, warum es den Vögeln der Wälder verhältnismässig gut geht. Totholz lebt! Etwa ein Viertel der bei uns im Wald lebenden Arten ist auf stehendes Verbesserte Bedingungen im Wald Die Vogelwelt widerspiegelt den Zustand der Umwelt. Gesamthaft haben sich die Bedingungen im Schweizer Wald verbessert und die waldbe- wohnenden Vogelarten nahmen seit 1990 um 20 % zu. Im Mittelland braucht es aber weitere Anstrengungen, um den Totholzanteil zu erhöhen und um ältere Bestände und Biotopbäume zu fördern oder liegendes Totholz angewiesen. Dazu zählen über 1700 Käfer und über 2700 Grosspilze. Auch für etli- che Vogelarten ist Totholz von gros- ser Bedeutung. Morsche Stämme, grössere abgestorbene Äste, na- türliche Höhlen oder Spalten sowie Hohlräume unter abstehender toter Rinde bieten gute Nistgelegenheiten. Der Schwarzspecht etwa braucht für den Bau seiner Höhle ältere Bäume, bei uns vor allem Buchen. Von seinen Höhlen profitieren wiederum andere Tiere wie Hohltaube, Dohle, Fleder- mäuse und Insekten. In der Schweiz werden fast 90 % der Waldfläche bewirtschaftet – im Mittelland meist intensiver als im Al- penraum. Daher erstaunt es wenig, dass es im Mittelland und Jura nach wie vor nur halb so viel Totholz gibt wie in den Voralpen und Alpen. Zwi- schen 1993 und 2009 nahm aber auch im Mittelland das Totholz um Positive Entwicklung seit 1993–1996 des Vorkommens von acht Arten, für die Tot- und Altholz von grosser Bedeutung sind (Grünspecht, Schwarzspecht, Buntspecht, Mittel- specht, Kleinspecht, Haubenmeise, Mönchsmeise, Waldbaumläufer). In vielen Landes- teilen wurden diese Arten häufiger. Sehr alte Bäume (sog. Biotopbäume) weisen eine Vielzahl von Löchern, Spalten, Ritzen und abgestorbenen Stellen auf, in denen spezialisierte Organismen leben. Pierre Mollet