BirdLife Luzern Info Nr. 2/19 – 3 127 % zu. Die Atlasauswertungen zeigen denn auch, dass auf Tot- und Altholz angewiesene Arten in vielen Landesteilen zulegen konnten. Kanton Luzern in der Verantwortung Für einen Teil der Waldvögel hat auch Luzern eine besondere Bedeutung. Obwohl der Kanton nur 3,6 % der Schweizer Landesfläche ausmacht, leben hier 15 % aller Trauerschnäp- per, 11 % aller Weidenmeisen, 10 % aller Baumfalken und 8 % aller Som- mergoldhähnchen! Dass nicht alle Waldvogelarten den allgemeinen Aufwärtstrend mit- machen, zeigt zum Beispiel der Grauspecht, der sich mehr und mehr nach Nordosten zurückzieht. Auch Bestand und Verbreitung der Ring- drossel gehen zurück, insbesondere im unteren Bereich der Höhenver- breitung wie entlang der Alpennord- flanke. Besonders artenreich sind Auen- wälder. Je natürlicher und dynami- scher die Struktur des Gewässers ist, desto mehr Arten sind zu erwarten. Seit 1850 sind in der Schweiz durch Gewässerkorrektionen gut 70 % der Auen zerstört worden. Die verbliebe- nen Auenreste sind oft in schlechtem Zustand, weil die Gewässerdynamik weitgehend fehlt. Mit dem 2011 revi- dierten Gewässerschutzgesetz bietet sich aber die Chance, Gewässer zu Biotopbäumen und die Schaffung weiterer ruhiger Rückzugsräume für störungsanfällige Vogelarten gehören ebenfalls zu den notwendigen Mass- nahmen. Überdies sind Waldränder mit breiten Übergangszonen zum Kulturland zu schaffen sowie lichte, strukturreiche Waldbestände und Auenwälder zu fördern. Die Biodiversität profitiert dann am meisten, wenn den frühen und spä- ten Entwicklungsphasen des Waldes mehr Platz eingeräumt wird, also den lichten Pionierphasen und der alt- und totholzreichen Zerfallsphase, die bedrohten Waldvögeln wie Auer- huhn, Haselhuhn und Waldschnepfe besonders zu Gute kommen. Peter Knaus, Projektleiter Brutvogelatlas Vogelwarte Sempach Der «Schweizer Brutvogelatlas 2013– 2016» ist im Shop der Vogelwarte und im Buchhandel für Fr. 88.– erhältlich (ISBN 978-3-85949-009-3). Sämtliche Inhalte des Atlas sind bald auch online verfügbar: vogelwarte.ch/de/atlas/landingpage Marcel Burkhardt Marcel BurkhardtDer Bestand des Schwarzspechts hat sich seit 1990 fast verdop- pelt. Die Alterung der Wälder sowie die Zunahme von Alt- und Tot- holz dürften sich positiv auf die Bestandsentwicklung auswirken. Im Hügelland der Kantone Freiburg, Bern und Luzern liegt eines von zwei Dichtezentren des Trauerschnäppers in der Schweiz. renaturieren und den Auen wieder mehr Dynamik zurückzugeben – auch im Kanton Luzern. Handlungsbedarf dennoch vorhanden Mit seiner insgesamt guten ökolo- gischen Qualität stellt der Wald eine löbliche Ausnahme zum allgemeinen Trend des schleichenden Biodiversi- tätsverlusts dar. Die erfreuliche Ent- wicklung hat mehrere Ursachen: Der Flächenschutz und der naturnahe Waldbau sind gesetzlich verankert. Die Förderung der Biodiversität erhält in der forstlichen Praxis einen immer wichtigeren Stellenwert. Und die kan- tonalen Waldämter beraten und be- gleiten die Waldeigentümer bei der nachhaltigen und schonenden Wald- nutzung im Sinne des alten forstwirt- schaftlichen Prinzips der Nachhaltig- keit. Dennoch gibt es im Wald noch eini- ges zu tun. So dürfte sich in den stark genutzten Wäldern das Vorkommen von Totholz zu einem erheblichen Teil auf Sturmwurfflächen des Orkans «Lothar», auf Waldreservate und Tot- holzinseln konzentrieren, während es in anderen Flächen immer noch beinahe fehlt. Die vom Bund bis 2030 angestrebten Totholzmengen von 20 m3/ha sind im Mittelland auf vielen Flächen noch nicht erreicht, und die Verteilung des Totholzes ist unbefriedigend. Die Förderung von