BirdLife Luzern Info Nr. 3/19 – 2 Im Zuge der grossen Flusskorrektio- nen sowie vieler kleinerer Entsump- fungsprojekte hat die Schweiz seit 1850 über 90 % ihrer Moorflächen verloren. Heute sind in unserem Land nur noch wenige Feuchtgebiete von über 1 km2 Grösse vorhanden. Verglichen mit der Situation 1993–1996 haben sich die Bestän- de einiger Feuchtgebietsarten in der Schweiz zwar erhöht (z.B. Graureiher, Flussseeschwalbe, Mittelmeermöwe, Drosselrohrsänger), wie der neue Brutvogelatlas 2013–2016 zeigt. Neu als Brutvogel eingewandert ist der Kormoran, dessen Bestand seit der ersten Brut 2000 kontinuierlich ansteigt. Den Grossen Brachvogel haben wir dagegen seit dem letzten Atlas 1993–1996 als Brutvogel ver- loren, die Bekassine brütet nur noch ausnahmsweise. Auch bei vielen an- deren Bewohnern von Feuchtgebie- ten sind die Bestände klein und um- fassen nur noch einen Bruchteil der ursprünglichen Population. Geringe Grösse und Isolation pro- blematisch Grosse Gebiete beherbergen doppelt so viele Arten wie kleine. Typische Feuchtgebietsbewohner brüten dort zudem in höherer Dichte. Letzteres trifft vor allem für Arten des Schilfröh- richts zu, wie Wasserralle, Teichrohr- sänger, Rohrschwirl und Rohrammer. Zudem sind grosse Feuchtgebiete auch regelmässiger besiedelt. Auch die Isolation der Gebiete spielt eine Rolle. So werden kleine und isolierte Feuchtgebiete von der Rohrammer seltener besiedelt als grosse. In den kleineren, zersplitterten Habitaten hat sie einen geringeren Bruterfolg. Die zunehmende Fragmentierung von einst grossen Gebieten könnte ein Grund für den Bestandsrückgang dieser Art sein. Die heute noch vorhandenen Bedrängte Feuchtgebiete Die Bestände vieler Feuchtgebietsarten sind gemäss dem Brutvogel- atlas 2013–2016 gering. Die noch wenigen Feuchtgebiete beherbergen meist eine hohe Artenvielfalt, sie sind allerdings klein, fragil und isoliert. Nährstoffeinträge, Wasserstandregulierungen, Drainagen und Störungen setzen ihnen zu. Die Ufer von Seen und Flüssen sind vielfach verbaut. Feuchtgebiete sind nicht nur deut- lich kleiner, sondern auch qualitativ schlechter geworden: Bedenklich ist die zunehmende Austrocknung vieler Feuchtgebiete als Folge der Draina- gen im umliegenden Kulturland und der Regulierung der Wasserpegel an Seen und Flüssen. Ein sinkender Wasserpegel bedeutet eine Abnah- me von Insekten- und Amphibienbe- ständen und beschleunigt die Verbu- schung. Die Zwergdommel ist eine typische Bewohnerin von Feuchtgebieten, aber ihr Bestand in der Schweiz ist recht klein. Im Kanton Luzern kommt sie nur in einer Handvoll Gebiete vor. Schutz und Pflege sind entschei- dend Feuchtgebiete sind heute gut ge- schützt und die Gebietspflege hat sich vielerorts etabliert. Wurde die Pflege lange einzig darauf ausgerich- tet, durch das vollständige Mähen von Riedgebieten die Verbuschung zu verhindern, wird heute in vielen Ge- bieten mit gezielten und vielfältigeren Massnahmen versucht, das Manage- ment auf die Ansprüche unterschied- Marcel Burkhardt Das Bildpaar illustriert triste Realität und potenzielle Chance von Feuchtgebieten. Links ein weitgehend wertloses, kanalisiertes Gewässer, rechts ein intaktes Feuchtgebiet mit entsprechender Gebietspflege. Matthias Kestenholz Roman Graf