BirdLife Luzern Info Nr. 3/19 – 4 Der «Schneespatz» gehört zu den Sperlingen, im Gegensatz zu seinen Verwandten ist er aber ein ausge- sprochener Hochgebirgsspezialist. Schneesperlinge kommen in Europa vom kantabrischen Gebirge bis zum Balkan vor und sind z.B. neben den Pyrenäen und den Alpen auch im Apennin und sogar auf Korsika hei- misch. Nester werden oberhalb der Baumgrenze ursprünglich in Fels- spalten angelegt, sekundär finden Bruten aber auch an Gebäuden, Ski- liftmasten und in Nistkästen statt. In der Schweiz brüten die 6000– 9000 Brutpaare ein- bis zweimal pro Jahr in Höhen von ca. 1900 bis 3000 m. Im Kanton Luzern sind Schnee- sperlinge verhältnismässig selten, Brutnachweise gelangen in den ver- gangenen beiden Jahrzehnten nur an der Schrattenfluh und um das Brien- zer Rothorn. Der Bestand in der Schweiz zeigt einen besorgniserregend abneh- menden Trend seit 1990. Unterhalb von 2400 m sind diese Abnahmen deutlicher als in höheren Lagen, die Gründe dafür sind bislang nicht ge- klärt. Die Schweiz beherbergt 15 % des Europabestands und trägt damit Schneesperling – der Alpinist unter den Spatzen Die Anpassungen des Schneesperlings an ein ganzjähriges Leben ober- halb der Baumgrenze sind gleichermassen beeindruckend wie emp- findlich. Der besonders hohe Grad an Spezialisierung bringt nicht nur Vorteile, denn der Lebensraum des Schneesperlings verändert sich. eine besonders hohe Verantwortung für diese Art. Schneefelder haben eine beson- dere Bedeutung Obwohl Schneesperlinge hauptsäch- lich Samen- und Körnerfresser sind, wird der Nachwuchs – wie bei ande- ren Sperlingen auch – mit tierischer Nahrung grossgezogen. Eine beson- dere Rolle spielen Schnakenlarven, die die Altvögel auf Alpinrasen be- sonders entlang von Schneefeldrän- dern auflesen. In wärmeren Jahren schmelzen Schneefelder aber nicht nur früher im Jahr, sondern auch schneller. Die Klimaerwärmung be- einflusst daher die Verfügbarkeit von Schneefeldern und beeinflusst so die Nahrungssuche des Schneesper- lings. Winterbeobachtungen in touristi- schen Regionen Über den Winter färbt nicht nur der Schnabel von schwarz auf gelb-oran- ge um, auch die Gruppengrösse und Nahrungszusammensetzung der Vö- gel verändern sich im Vergleich zum Sommer. Besonders um Skiresorts, Alpinhotels oder Bergbauernhöfe, an Melden Sie alle bitte alle Beobachtungen und Ringablesungen des Schneesper- lings möglichst punktgenau und zur Brut- zeit mit Angabe eines Atlascodes unter ornitho.ch. Sie helfen damit, das Vorkom- men dieser Art noch besser zu erfassen. Vielen Dank! Christian Schano Christian Schano Schneesperlinge sind ganzjährig oberhalb der Baumgrenze anzu- treffen, wo sie Schnee und Kälte trotzen. Im Winter können sich grosse Trupps mit bis zu 300 Individuen bilden. Der Schneesperling ändert sein Aussehen im Schlichtkleid nur be- züglich der Schnabelfarbe. Im Spätsommer wird diese zunehmend gelb-orange. denen gefüttert wird oder anderwei- tig Nahrung auffindbar ist, lassen sich die Vögel auch aus nächster Nähe beobachten. Ein im Winter in der Schweiz beringter Vogel liess sich 2018 zur Brutzeit sogar in Norditalien nieder. Im Winter findet zwischen den Populationen der Alpen und Pyrenä- en ebenfalls ein Austausch statt. Die genauen Mechanismen vie- ler potenzieller Bedrohungen, aber auch grundlegende Fragen zur Bio- logie sind noch nicht vollständig ge- klärt. Aus diesem Grund beschäftigt sich ein Projekt der Schweizerischen Vogelwarte Sempach mit der Erfor- schung dieser Charakterart der Al- pen. Christian Schano, Vogelwarte Sempach vogelwarte.ch/schneesperling