BirdLife Luzern Info Nr. 2/20 – 2 Mit beeindruckender Präzision spiesst der Neuntöter geschnappte Insekten auf Dornen und Stacheln auf. Aber kratzige Wildrosen, Schwarz-, Kreuz- und Weissdorn sowie Brombeerge- strüpp geniessen in der Landwirt- schaft wenig Beliebtheit. Sie werden als Unordnung und Konkurrenz ums Kulturland gesehen. Ihr hoher öko- logischer und landschaftlicher Wert geht leider allzu oft vergessen. Kleine Buschgruppen oder einzeln wach- sende Sträucher werden nur bedingt oder gar nicht durch landwirtschaftli- che Programme gefördert. Auch die Heckenschutzverordnung schützt sie nicht. Daher werden sie vielerorts, nun auch in den Voralpen, entfernt. Mit technischen Fortschritten und dem noch akzentuierter werdenden Druck in der Landwirtschaft sind Schutz- und Förderbemühungen für Neuntöter-Lebensräume besonders dringend. Wenn wir alte Landschaftsbilder anschauen, können wir nur staunen: Hecken wuchsen entlang von Par- zellengrenzen. Hecken standen an exponierten Flanken und stoppten den Wind. Hecken stabilisierten rut- schige Hänge. Und in Hecken konn- Neuntöter im Kanton Luzern willkommen! Der Neuntöter, Vogel des Jahres 2020, ist das «Wappentier» für dornen- tragende und damit oft besonders vielfältige Heckengruppen. Diese zu erhalten und zu fördern ist ein wichtiges Anliegen von BirdLife Luzern. ten im Herbst Beeren und Nüsse gepflückt werden. Hecken, Feld- und Ufergehölz waren Teil einer reichen Kulturlandschaft. Entsprechend viel- fältig war die Lebensgemeinschaft zwischen Wiesen, Hecken, Waldrän- dern und Weiden: Davon profitier- ten verschiedene Heckenbrüter wie Neuntöter, Grauammer, Zaunammer, Dorngrasmücke und Gelbspötter. Auch Klein säuger, Reh und Fuchs fanden Deckung, Verstecke und Nahrung. In den ausgeräumten und fast heckenfreien Landschaften des Mittellands und zunehmend auch der Voralpen werden die Lebensraum- ansprüche vieler Tiere und Pflanzen nicht mehr erfüllt – sie verschwinden! Neben der Funktion als Lebensraum und Landschaftselement erfüllen He- cken wichtige Aufgaben, die für uns Menschen heute wie früher durchaus von Nutzen sind. Kennen Sie irgendwo im Kan- ton Luzern Orte, wo der Neun- töter brütet? Wie sieht der Lebensraum aus? Ist der farbige In- sektenfresser willkommen oder wis- sen die Landeigentümer*innen gar nichts von ihrem Glück? Wir empfeh- len frühzeitig mit Landwirt*innen, die Schenken Sie der Natur, sich selbst oder einem Freund/einer Freundin 1, 2, 5 oder viele Meter Hecke: Mit 35 CHF ermögli- chen Sie die Pflanzung von 1 Meter Le- bensraum für Neuntöter & Co.! Überweisen Sie uns den Betrag für die gewünschten Laufmeter und wir schicken Ihnen eine Grusskarte vom Neuntöter. Sobald die Hecke gepflanzt ist, werden Sie benachrichtigt. Spendenkonto: Luzerner Kantonal- bank CH26 0077 8202 7004 9200 1, Vermerk: Neuntöter & Co. Schwarzdornhecke: im Frühling eine Augenweide, im Sommer Brutplatz für Neuntöter und nach dem ersten Herbstfrost Lieferant von Schlehen, die sich zu einem leckeren Likör verarbeiten lassen! Franz-Xaver Kaufmann Das Weibchen ist mit dem braunen Federkleid in einer dichten Dornenhecke perfekt getarnt. So finden Feinde es nicht, wenn es die Eier ausbrütet. Franz Vassen Weiden und Hecken mit Neuntöter- Brutpaaren bewirtschaften, das Ge- spräch zu suchen und sie zu motivie- ren, die dornigen Ecken zu erhalten. Melden Sie uns solch wertvolle Orte, damit wir bei Bedarf gemeinsam schauen können, dass sie erhalten bleiben. Oder wissen Sie einen Ort, wo der Neuntöter früher gebrütet hat und er unterdessen verschwunden ist? Falls Sie Lust haben, für den Vogel des Jahres 2020 neuen Lebensraum zu schaffen, unterstützen wir Sie nach Möglichkeit gerne.Maria Jakober