Wer sich im Spätherbst auf einen Waldspaziergang begibt, kann viel- leicht da und dort ein unauffälliges «dshügg» oder ein leises Klopfen an morschen Rindenteilen vernehmen. Es ist der Buntspecht, der sich so be- merkbar macht, und den man auch jetzt in jedem etwas grösseren Wald aufspüren kann. Doch es ist eine ruhi- ge Zeit, und die Art verhält sich durch den Winter hindurch eher heimlich. Es braucht schon einiges Glück, sie an einer Spechtschmiede zu überra- schen, wenn sie mit seinem kräftigen Schnabel Tannenzapfen oder Nüsse öffnet. Erst im Februar, wenn die ers- ten etwas wärmenden Sonnenstrah- len den Wald zu beleben beginnen, wird es spannender, den Spechten nachzustellen. Ihre Trommelwirbel, gerne an morschen, waagrechten Ästen oder auch mal an einem Blech erzeugt, tragen dann über Hunderte von Metern weit. Auch ihre «kix»-Ru- fe, besonders wenn ein fremder Vo- gel ins Revier eindringt, sowie ihre Verfolgungsflüge in den Baumwipfeln zeugen dann von starker Erregung. Mit Klopfen lockt das Männchen am Höhleneingang. Es zimmert auch die Höhle grösstenteils allein. Ein Erfolgsmodell Der Buntspecht ist in Mitteleuropa zweifellos ein «Erfolgsmodell». In je- dem mittelgrossen Wald, ja da und dort auch in Parks oder in Uferge- hölzen ist er zu finden. Und im Win- ter wagt er sich immer mal wieder in Obstgärten oder in Siedlungen vor. Gerne profitiert er dort auch von Fut- terstellen und weiss sie ausgiebig zu nutzen. Auch im Kanton Luzern ist der Buntspecht weit verbreitet und mit Abstand die häufigste Spechtart. Von den tiefsten Lagen bis zur Baumgren- ze kann man ihn überall antreffen. Die Bestandsdichte ist allerdings in Lagen unterhalb 1000 m am höchs- ten. Während Wendehals, Mittel- und Grauspecht heutzutage im Kanton Luzern ausgesprochen selten ge- worden sind, hält sich der wenig an- spruchsvolle Buntspecht überall gut. Veränderungen im Luzerner Wald Wer meint, der Luzerner Wald hätte «schon immer» so ausgesehen, wie er sich heutzutage präsentiert, irrt gewaltig. Besonders im 19. Jahr- hundert wurde in weiten Teilen des Kantons wegen der Glasproduktion und der Köhlerei ein massiver Raub- bau betrieben. Das Entlebuch und das Napfgebiet waren zeitweise fast Waldschäden – Fluch oder Segen für den Buntspecht? Unsere häufigste und am weitesten verbreitete Spechtart stellt geringe Ansprüche an den Lebensraum und brütet auch in städtischen Park­ anlagen. Sie zeigt durch die Nutzung von Koniferenzapfen in besonde­ ren «Spechtschmieden» eine bemerkenswerte Spezialisierung. Der Buntspecht kommt im ganzen Kanton Luzern vor, ausser in baumlosen Gebieten, wie die Karte mit Nachweisen seit 2013 auf ornitho.ch zeigt. Die höchsten Meldungen stammen um 1800 m. ornitho.ch Auch häufige Vogelarten zeigen manchmal Verhaltensweisen, die selten zu sehen sind. Oder haben Sie schon einmal einen sonnenbadenden Buntspecht beobachtet? Pixabay/Cock-Robin Buntspecht an der 2. «Stunde der Wintervögel» Die nächste «Stunde der Wintervögel» findet vom 8. bis 10. Januar 2021 statt. Bei der Erstaustragung 2020 erreichte der Buntspecht den 15. Platz. In 17 % der Gärten oder in jedem 6. Garten wurde er gesichtet. Wird das bei der zweiten Aus- tragung wieder ähnlich sein? Mitmachen bei dieser Aktion können alle: Das Ziel ist eine Stunde lang die Vögel im Siedlungs- gebiet im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu beobachten, zu zählen und uns zu melden: birdlife-luzern.ch/sdw. Jede Meldung zählt! BirdLife Luzern Info Nr. 4/20  –  2