Im Frühjahr und Sommer vernimmt man in den Luzerner Feuchtgebie- ten in der Dämmerung und nachts gelegentlich ein lautes «Gwack». Es stammt von Nachtreihern, die – wie ihre Name sagt – nachts viel aktiver sind. Tagsüber hält sich dieser etwa krähengrosse Reiher gerne in Bü- schen und Bäumen versteckt. Be- sonders noch nicht ausgefärbte Tiere sind schwierig zu entdecken. Altvögel sind mit ihren silbergrauen Körper- partien manchmal etwas auffälliger, etwa im Laub von Weidenbüschen. Nachtreiher brüten zwar da und dort in Mitteleuropa, doch nur aus- nahmsweise in der Schweiz. So sind denn die bei uns aufkreuzenden Vö- gel als Gäste aus meist südlicheren Populationen zu betrachten. Um die Reisfelder in Oberitalien gibt es gros- se Bestände, und auch Frankreich, wo über 5000 Paare brüten, beher- bergt z.B. in den Dombes nördlich von Lyon oder in der Camargue be- achtliche Kolonien. Es dürften vorab jüngere Tiere sein, die eine Stippvisi- te zu uns wagen. An wenigen Orten wie dem Mauensee, am Seeufer bei Sempach, im Wauwilermoos oder im Seetal ist die Art fast jedes Jahr zu entdecken. Auch in kleinen Ge- bieten lässt sie sich teils erstaunlich oft nachweisen: Seit 2000 liegen z.B. aus dem Hetzliger Moos Beobach- tungen aus 11 Jahren vor. Im Oster- gau gelangen in 13 Jahren Nachwei- se. Am Rotsee hingegen gab es seit 2000 nur in 3 Jahren Meldungen. Von den 979 Beobachtungen aus dem Kanton Luzern, die in ornitho.ch ge- speichert sind, betreffen 951 Nach- weise mit 1–3 Vögeln. Dass auch mal 10 und mehr Individuen miteinander gesehen werden, ist eine neuere Er- scheinung. Den Rekord hält René Hardegger, der am 10. Mai 2020 am Surseer Triechter eine Gruppe von 20 Vögel fliegen sah. Nachtreiher zeigen bei ihrem Auf- treten zwei Gipfel, nämlich einen zwi- schen Mitte April und Ende Mai und einen zweiten zwischen Mitte Juni und Mitte August. Ganz aus dem Rahmen fiel ein junger Nachtreiher, der im Spätherbst 2019 noch bis am 21. Dezember bei Sempach verweil- te. Da Nachtreiher in der Schweiz in den letzten Jahren vermehrt auch im Spätherbst aufgetreten sind, bleibt abzuwarten, ob damit eine neue Ent- wicklung eingeleitet worden ist. Üb- licherweise überwintern Nachtreiher in Afrika südlich der Sahara und nur wenige harren auch im Mittelmeer- raum aus.Hans Schmid Der Nachtreiher – ein attraktiver Sommergast Jeden Frühjahr und Sommer tritt der Nachtreiher bei uns als Gast auf. Ausser mit seinen lauten Rufen in der Dämmerung macht er meist kaum auf sich aufmerksam, und tagsüber ist er nicht einfach zu finden. BirdLife Luzern Info Nr. 2/21  –  6 Vor allem noch nicht ausgefärbte Nachtreiher – braun gefärbt und mit vielen hellen Farb­ sprenkeln – sind sehr gut getarnt. Schon kurz nach dem Ausfliegen können sie grössere Distanzen zurücklegen, weshalb nicht voreilig auf Bruten geschlossen werden darf. Dirk-Jan van Roest Von nahem betrachtet fallen beim Alt­ vogel auch die roten Augen und die langen Schmuckfedern auf. Marcel Burkhardt Melden Sie bitte alle Beobachtungen des Nachtreihers möglichst punktgenau und bei Brutverdacht mit Angabe eines Atlas- codes unter ornitho.ch. Sie helfen damit, das Vorkommen dieser Art noch besser zu erfassen. Vielen Dank!