Üblicherweise ist der Pegel des Sem- pachersees durchs Jahr hindurch recht ausgeglichen. Die Absenkung des Sees um rund 1,5 m im Jahr 1806 und die Einrichtung des Wehrs am Seeende sorgten seither für kon- stante, eher zu trockene Zustände in den wenigen um den See verbliebe- nen Feuchtgebieten. Mit den unüblich starken Niederschlägen dieses Som- mers stieg jedoch der Wasserstand Mitte Juli auf die Marke von 504,64 m – einige Dezimeter mehr als üblich. Weil die Suhre nur recht wenig Was- ser abführen kann, ging der Wasser- stand in den Folgewochen nur lang- sam zurück. Auch Anfang September lag er noch rund 30 cm über dem Mit- tel. Damit blieben wochenlang weite Uferbereiche überschwemmt. Das langsam zurückgehende Wasser bot Wat- und Wasservögeln weite Flä- chen mit seichtem Wasser oder ge- rade trockenfallenden Bereichen – wo ihnen offensichtlich reichlich Nahrung zur Verfügung stand. Wochenlanges Spektakel Während man sonst am Sempacher- see nur unregelmässig Limikolen be- obachten kann, war heuer ab Anfang August die Luft erfüllt von trillernden und flötenden Rufen von Watvögeln! In den Überschwemmungsbereichen hielten sich Dutzende von Krick-, Knäk- und anderen Schwimmenten auf. Am Rande zeigten sich immer mal wieder Tüpfelsumpfhühner und Was- serrallen. Schafstelzen, Schilfrohr- sänger und Braunkehlchen sorgten unter den Singvögeln für Abwechs- lung. Und zwischendurch veranstal- teten Rohrweihen und Sperber impo- sante Spektakel, wenn sie über den Flächen jagten und dabei viele Zug- gäste aufschreckten. Als Zückerchen zeigten sich zudem Kuhreiher, Fisch- adler, Schwarzkopfmöwe und Raub- seeschwalbe. So präsentierte sich ab Anfang August am unteren Ende des Sempachersees eine Situa tion, wie wir sie sonst nur an ganz wenigen Ta- gen an wenigen Orten in der Schweiz vorfinden. Gäste aus halb Eurasien anwesend Im August und September rasteten im Juch- und Zellmoos insgesamt 19 verschiedene Limikolenarten, da- runter am Sempachersee nur selten Watvogel-Eldorado am Sempachersee Enorme Niederschläge liessen im Hochsommer viele Gewässer über die Ufer treten. Für spät brütende Feuchtgebietsbewohner war dies verheerend. Zugvögeln hingegen bot sich ein Schlaraffenland. Scharen von Wat- und Wasservögeln rasteten hier, etwa am Sempachersee. BirdLife Luzern Info Nr. 4/21  –  2 Säbelschnäbler und Steinwälzer im Juchmoos, zwei der vielen Highlights in diesem Herbst.Nicolas Dunant Stefan Werner Hans Schmid Traumhafte Bedingungen für Limikolen am Sempachersee aufgrund des hohen Wasserstands. Hans Schmid