Sentipost: Sentipost Nr. 4/2016

Deskriptive Daten

Zeitschrift

Titel:: Sentipost

Untertitel:: die Quartierzeitung aus dem Untergrund

Sammlung:: Luzerner Stadt- und Quartierzeitungen

Dokumenttyp:: Zeitschrift

Erscheinungsort:: Luzern

Signatur:: P.b 1688; F1.pa 136

Zeitschriftenband

Titel:: Sentipost Nr. 4/2016

Sammlung:: Luzerner Stadt- und Quartierzeitungen

Dokumenttyp:: Zeitschriftenband

Erscheinungsdatum:: 2016

Permanente ID:: ark:/63274/zhb18m5b

Lizenz:: In Copyright 1.0

RÜCKBLICK sentipost nr. 4/16– 3 – Nun ist also das neue Monument auf dem Kreisel Kreuzstutz endlich errichtet. Mei - ne Arb eits ko llegin sagte kürzlich, sie ha be jedes Mal Freude, wenn sie an ‹Heinz› vorbeifahre. Es sei eine wunderbare Form der Wertschätzung für den einfachen Ar - bei ter. Es war allerdings ein langer Weg, bis es so weit war, dass der pensionierte Strassen wischer Heinz Gilli ei nen pro mi - nenten Platz in der Mitte des Luzerner Ar beiterinnen- und Arbeiterquartiers fand. Vom Wettbewerb … Die Geschichte einer neuen Kreiselfigur begann, als die Lebensdauer des damali- gen ‹BaBeL-Turms› auf dem Kreisel zur Neige ging. 2008 (!) setzten sich Vertre - terInnen von BaBeL, der katholischen Kirche, der Schulen und der Hochschule zusammen, um eine Nachfolge installa - tion zu lancieren. Nach diversen Work - shops und einem geladenen Wettbewerb bekam der Kunstschaffende Christoph Fischer den Zuschlag für die Neuge stal - tung. Er hatte sich bereits mit Langzeit - beobachtungen am ‹Teufelskreisel Kreuz - stutz› und dem gleichnamigen Buch mit skizzierten Ereignissen einen Namen ge macht. Die neue Skulptur sollte Identität stiften für das Quartier und die Stadt, zumal der Knotenpunkt Kreuzstutz durch die Fu sion mit Littau eben ins Zentrum der Stadt gerückt war. Anfänglich zirku - lierten ganz verschiedene Gestaltungs - ideen, so etwa ein Riesenbaumstumpf (Sinn bild für die zerstörerische Verkehr s - ödnis), eine Nachbildung des Heliomalt- Elefan ten (frühere Wandbild-Werbung an der Baselstrasse) oder auch ein Nachbau von Breughels Bild vom Turmbau zu Babel. Aber recht früh kristallisierte sich die Figur eines Wartenden als Motiv her- aus, da am Kreuzstutz oft und vielfältig gewartet wird. Dass dem Projekt selber eine so langjährige Zeit des Wartens blüh- te, hätte damals wohl niemand gedacht. Alle gingen davon aus, dass spätestens zum 100-Jahr-Jubiläum des St.-Karli- Schul haus eine Skulptur eingeweiht wer- den könne, also 2011. …über die zähe Zeit der Umsetzung … Eigentlich hatte Christoph Fischer zu - nächst an einen italienischen Secondo gedacht, als er an die Umsetzung seiner Gestaltungsidee ging. Doch weil ihm bei seinen Beobachtungen am Kreisel regel- mässig der Strassenwischer Heinz Gilli auffiel, fragte er diesen an, ob er bereit sei, Modell zu stehen. Quartiernach bar Heinz hatte 15 Jahre im Quartier für Sauber keit und Ordnung gesorgt, und auch nach der Pensionierung kam er täg- lich an den Kreisel, um die Situationen zu beobachten und den Chauffeuren zu - zuwinken. ‹Heinz› sollte eine 3.5 Meter hohe Be ton - statue werden, in den Händen die zerleg- ten Überreste einer Wartebank an der Bushaltestelle. Die Skulptur wurde zur grossen Herausforderung für den Kün st - ler: Es zeigte sich, dass sie sich nur über ein 1:1-Positiv mit Abformung und Guss herstellen liess, was viele Versuche und U mwege mit sich brachte. Bei einem Be - such in seinem Atelier in diesem Früh - jahr konnte jedoch mit Staunen kon sta - tiert werden, dass aus Heinz Gilli in zwi - schen doch die überlebensgrosse Gips - figur entstanden war. Und dank zusätzli- chen Finanzmitteln konnte schliesslich der definitive ‹Heinz› hergestellt werden . «Es kam», rühmt Christoph Fischer, «zu einer wunderbaren Zusammenarbeit mit dem Kunstbetrieb Münchenstein, wo die Statue reibungslos und in Anbetracht des Aufwandes relativ kostengünstig in Beton umgesetzt wurde.» Nun musste sie also ‹nur noch› nach Luzern trans - portiert und auf dem Kreisel Kreuzstutz platziert werden . …bis zur Einweihung beim Riverside-Fest Am 10. September 2016 war es dann so weit: ‹Heinz› wurde feierlich enthüllt. Stadträtin Manuela Jost und der Künstler selber hielten kurze Ansprachen und ver- dankten die grosse Unterstützung durch vielerlei Personen und Institu ti onen. Auch das Statuen-Vorbild Heinz Gilli kon nte anwesend sein, er freu te sich ohne grosse Worte über sein Abbild aus Beton. Ba BeL- Präsident Guerino Riva in ter pre tierte die Figur ‹Heinz› als Sym bol für das Quartier der Arbeiter (und Ar beite rin nen!). Dass sie Richtung Littau blicke, könne auch als Sinnbild für den Auf bruch in neue Ze iten verstanden werden . Die Einweihung von ‹Heinz› brachte viel Publikum an den Kreuzstutz, unter den Klängen von Marie Choller wurde gar eine Umrundung des Kreisels inszeniert. Auch das Medienecho war breit, die NZZ schrieb von einem besonderen Denkmal in einem besonderen Quartier. Beizufügen ist, dass bald ein Dok-Film von Aldo Gugolz zum BaBeL-Quartier Pre miere haben wird, in dem Christoph Fischer und Heinz Gilli eine bedeutsame Rolle spielen. Und im Sommer 2017 ist in der Kunsthalle eine Ausstellung geplant mit Material und Inhalten zu ‹Heinz›. ‹Heinz› oder der lange Weg zu einem Denkmal von Urs Häner Kreisel-Kunst kommt an

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