Sentipost: Sentipost Nr. 2/2017

Deskriptive Daten

Zeitschrift

Titel:: Sentipost

Untertitel:: die Quartierzeitung aus dem Untergrund

Sammlung:: Luzerner Stadt- und Quartierzeitungen

Dokumenttyp:: Zeitschrift

Erscheinungsort:: Luzern

Signatur:: P.b 1688; F1.pa 136

Zeitschriftenband

Titel:: Sentipost Nr. 2/2017

Sammlung:: Luzerner Stadt- und Quartierzeitungen

Dokumenttyp:: Zeitschriftenband

Erscheinungsdatum:: 2017

Permanente ID:: ark:/63274/zhb1099c

Lizenz:: In Copyright 1.0

Artikel

Titel:: Alles andere als eine Blamage

Urheber*in:: Häner, Urs

Sammlung:: Luzerner Stadt- und Quartierzeitungen

Dokumenttyp:: Zeitschrift

Strukturtyp:: Artikel

AKTUELL sentipost nr. 2/17– 2 – Ein voller Sentitreff-Tag von Leonie Bernet, Planungsgruppe Sentitreff An einem Samstag im Mai Das ‹Quartierzmorge im Gespräch›, mit Ainagül Mamyrbaeva als Gast, fädelte di esen speziellen Samstag ein. Die ausser- ordentliche Geschichte Ainagüls – sie ist mit ihrer Familie aus Kirgisien geflohen und lebt mit ihrem Mann und drei Töch - tern seit zehn Jahren in der Schweiz – be - rührte die zahlreichen Anwesenden und brachte ihnen das Schicksal von ge flüch - teten Menschen nahe. Beein druck end war auch die grosse Integrations lei s tung von Ainagül und ihrer Familie, er freulich zu - dem, dass sie im Sentitreff einen wichti- gen Ort zum Ankommen gefunden hat. Der Nachmittag war dann dem Festen und Feiern geweiht. Es kam mir vor, als wären wir inmitten einer schönen Oase in der Wüste …in der Wüste der verkehrs- reichen, ruppigen Baselstrasse. Daniela Schmid mit einigen Helferinnen, eine kleine engagierte Gartengruppe, zeich - nete sich verantwortlich für dies en Nach - mittag. Doch das Wetter war miserabel. Petrus, der dem Quartiertreff bis anhin recht wohl wol lend ges timmt war, hat uns ziem - lichim Stich gelassen. Anfänglich lud der Regen nicht grad zum Verweilen ein. Trotzdem liess es sich eine schöne Schar Gäste nicht nehmen, beim Volks tanz mit Jojo Murer mitzuwirken oder zuzuschau- en, sich an der Kaffee-Bar und am glusch- tigen Kuchenbuffet gütlich zu tun. Neue Stimmung kam auf mit dem Er - scheinen der jungen Jazz-Musiker: Yannik Keel spielte mit seinen Kollegen von der Jazzschule einen ganz tollen Sound unter dem Dach, sodass wir den Regen vergas- sen. Wer ausgeharrt hatte, kam in den Genuss eines geschmackvollen Tessiner Risotto mit Pilzen, den Josef Moser mit Fachkenntnis und Liebe zelebriert hat, natürlich mit einem fein en Gläschen Wein dazu. Allen freiwilligen Helferinnen und Helfern, die zum Gelingen des Festes bei- getragen haben, gebührt ein herz licher Dank. auch dort um die eher schattige Ecke handelt... Bei weiteren Recherchen war zu dem zu entdecken, dass die Ostberliner der damaligen Stalinallee den Namen ‹Rue de Blamage› verpassten. Offenbar funktioniert der Begr iff nicht nur als Zu - schreibung von aussen und deren selbst- bewusste Aneignung von innen, sondern auch als untergründiger Pfeil gegen die da oben. Rue de Sauvage Der Film hat eine grosse Resonanz erhal- ten, kürzlich wurde der 10’000ste Kino - besucher registriert! Er wurde Stadtge - spräch, am Arbeitsplatz und im Quar - tier laden, in Blogs und Printmedien. Et - liche setzten sich auch mit dem Film titel auseinander. So haben vier Lokale an der Basel strasse beschlossen, in An leh nung an den Film ‹Rue de Blamage› die bunte und wilde Seite des Quartiers erlebbar zu machen. Unter dem abgewandelten Motto ‹Rue de Sauvage› soll jeweils am ersten Donnerstag im Monat ein wenig mehr gefeiert werden als gewohnt. Den Anfang machten die Kegelbahn, El Barrio, Gewerbehalle sowie Kaffee Kind, inzwi- schen sind bereits das Madeleine, Crazy Cactus und Bruch Brothers dazuge- stossen, sie laden alle ein, Teil des Pro - gram ms zu werden, die Strasse zu be - leben und deren Vielfalt aufzuzeigen. «Die Abwechslung liegt im Inhalt und in den verschiedenen Ecken der Strasse», ist auf ihrer Facebook-Seite zu lesen. «Es sollte sich entwickeln und schlussendlich Menschen und Lokale motivieren mitzu- machen. Skurriles wie Ernsthaftes, Kuli - narisches wie Künstlerisches soll Platz haben. Die Strasse soll ein Erlebnis sein, nahe am realen Leben.» Wie es der Film auf andere Weise ja ebenfalls verm ittel t. Rue de Courage Natürlich zeigt jeder Film nur einen Aus - schnitt der ganzen Wirklichkeit eines Lebensraums, unser Quartier böte sicher Stoff für eine siebenteilige Serie... Und auch jeder Filmtitel fängt nur einen Teil - aspekt des Gezeigten ein. Auf Nachfrage bestätigte mir der Regisseur Aldo Gugolz, dass er mit dem gewählten Titel auch ein wenig provozieren und die Zuschaue - rIn nen neugierig machen wollte – was ihm ganz offensichtlich gelungen ist. Ich selber denke mir bei ‹Rue de Blamage› immer gleich die Ergänzung von Peter A. Meyer dazu, mit der dieser einen Beitrag für den Luzerner Kalender 2004 über- schrieb: «... –Strasse der Sehn sucht». Denn das Leben an der Baselstrasse ist ja für die meisten BewohnerInnen nicht etwa eine Blamage, sondern der Ort, wo sie –oft gegen missliche Rahmenbe din - gungen –ihre Wünsche und Hoffnun gen umzusetzen versuchen. Manchmal ge - lingt es, bisweilen oder sogar oft auch nicht. Wie wohl bei allen Menschen auf di eser Welt. Deshalb gefällt mir eine wei- tere Abwandlung des Filmtitels, der mich aus Berlin erreichte: Auch dort wurde nach der Vorführung gefragt, wieso der Film ‹Rue de Blamage› heisse, er sollte doch vielmehr ‹Rue de Courage› heissen ...also nochmals eine weitere Facette. Film und Filmtitel rufen nach Fortset - zungen und Fortschreibungen! Fortsetzung von Seite 1 Voranzeige: Ausstellung ‹Heinz›, von Christoph Fischer, in der Kunsthalle Luzern (Bourbaki). 24. August bis 17. September 2017 Vernissage: 23. August Zudem erscheint dann auch die Publikation ‹He inz statt Blumen›, mit Hintergründen zum Projekt am Kreisel Kreuzstutz.

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