Gasseziitig Lozärn: Gasseziitig Lozärn

Deskriptive Daten

Zeitschrift

Titel:: Gasseziitig Lozärn

Sammlung:: Luzerner Stadt- und Quartierzeitungen

Dokumenttyp:: Zeitschrift

Erscheinungsort:: Luzern

Signatur:: Z.d 116; F1.pa 144; H 132

Zeitschriftenband

Titel:: Gasseziitig Lozärn

Sammlung:: Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern

Dokumenttyp:: Zeitschriftenband

Erscheinungsdatum:: 1999

Bandzählung:: Dezember 1999, No 11

Permanente ID:: ark:/63274/zhb1kq50

Lizenz:: In Copyright 1.0

Artikel

Titel:: Was ist nur mit Weihnachten los?

Urheber*in:: Riedener, Sepp

Sammlung:: Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern

Dokumenttyp:: Zeitschrift

Strukturtyp:: Artikel

Seite: HD | — SL (u HM “achte as —— a a C 0 0M \ erstehen Sie mich richtig, ich Vi nichts gegen ein feierli- ches Festessen mit erlesenem Nein und feinem Dessert. Im Ge- genteil: Ich geniesse all das Kostba- e, das die Erde hervorbringt. Ich geniesse das Kerzenlicht, das Fami- lienfest, die Weihnachtslieder und freue mich an der Krippe. Es ist gut, wenn wir einander beschenken, ein- ander umarmen und küssen, Lieder singen - und vielleicht sogar beten. Das alles ist doch Ausdruck der Menschenfreundlichkeit, die Gott an Weihnachten zur zentralen Bot- schaft gemacht hat, Aber manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass die Geburt Jesu ei- ıerseits verkommen ist zu einer rommen Erinnerung, zu einem idy- lischen Bild vom Kindlein in der Krippe, vom Jesulein süss, vom holden Knaben im lockigen Haar, ‚on den lieben Engelein über deı Krippe, und dass die eigentliche Botschaft von Weihnachten, die sine zutiefst religiöse und zugleich aine gesellschaftspolitische ist, zu ;tark verniedlicht wird. Andererseits stelle ich fest, dass sich in den Ge- schäften ab Mitte Oktober die Rega e füllen mit Weihnachtszauber, Ge schenkpapier, Kugeln und Kerzen mit Geschenken in allen Preisklas sen. Was wird hier gespielt? Geht e: hier noch um ein christliches Ereig nis oder nur um eine Geschäftlima cherei, um das Anheizen des Kon sumismus und um den Missbrauch einer religiösen Idee für den Profit? dur dort war genügend Geld und Aacht vorhanden, um die Welt aus 'en Angeln zu heben. Doch der ıngersehnte Retter, der auf die Welt ’am, enttäuschte auf der ganzen Li- ‘je: nichts von Königssohn, nichts con Würde und Reichtum, nichts on «hoch zu Pferd», nichts von Sieg gegen die Besetzungsmacht ler Römer», Die Leute in Jerusalem aaben es nicht einmal gemerkt, ‘ass einer kam, sie zu retten. Nein, dieser Retter Jesus wird am ande von Bethlehem als Men- ichenkind geboren. Nicht in Glanz ınd Herrlichkeit sondern in einem tall, in äusserster Armut, in Windeln jewickelt, weil für Fremde kein bes erer Platz vorhanden war. Gott -ommt als Kind abgewiese- ıer Eltern in diese Welt, und lie Hirten, die gesellschaftlich ind religiös ausgegrenzt und ‚errufen waren, sind die ersten, ‘ie zu ihm finden. Schliesslich wollte ‚jeser Gott in die Welt kommen, urr den Armen eine gute Nachricht zı? ringen, den Gefangr ıen Entlassung zu ve‘ xünden und den Blir len das Augenlich* Lukas 4). Die Botschaft des Weihnachtsfe- ;tes beim Evangelisten Lukas ist <lar: Gott erscheint als unscheinba- es Kind in radikaler Niedrigkeit und \usgrenzung. Und diese Botschaft jeht sich durch sein ganzes Evan- jelium, angefangen beim Magnifi- :at («die Mächtigen stösst er vom "hron und erhebt die Niedrigen») iber die Seligpreisungen («Selig die A\rmen...») bis hin zu den Begeg- ıungen mit Menschen in Angst und Not, die er in die Mitte stellt und sie 1eilt — ohne jede Berührungsängste Weihnachten ist für mich der Be- zinn einer grossen Hoffnung. Dieses 7est ist der Beginn der Vision Got- ;es, aus dieser Welt einen men- ;schenfreundlichen Ort zu machen Jesus sprach vom Reich Gottes. Mit Nort und Tat suchte er den Frieden. lie Gerechtigkeit, die Solidarität - ınd verkündete das Wohlwoller jottes uns Menschen gegenüber. Für mich ist Weihnachten nicht ıur eine schöne Erinnerung, son- lern auch eine herausfordernde Er- nnerung. Dieses Fest lädt ein, mei- ı1e eigene Menschwerdung zu über- »rüfen. Es fordert mich auf, meine 2igene Verantwortung als Mitschöp- fender wahrzunehmen, damit der Planet Erde zu einem menschen reundlichen Ort wird und die Vi sion Gottes immer mehr Raum bekommt. Gott ist Mensch gewor- den. Auch wir müssen ganz Mensch werden. Füreinander und miteinander, mit einem ge- schärften Blick für jene, die am Rande unserer Gesellschaft le- »en und unsere Solidarität brau- :hen. Weihnachten ist nicht nur ein Datum, sondern wesentlich eine Haltung. Und diese ist NOT-wendig an jedem Tag des Jahres... & Und nun wünsche ich ein men- ichenfreundliches Weihnachtsfest. „asst uns die Feiertage geniessen, las Essen und die gemütliche Fa- nilienrunde. Aber vergessen wir ene nicht, die draussen am Stall wachen... Sepp Riedener Weihnachtslied aus Haiti Es ist Weihnachten, wenn alle bereit sind für das Fest. Weihnachten heisst: Mit Hoffnung leben. Wenn sich die Menschen die Hände zur Versöhnung reichen, wenn der Fremde aufgenommen, wenn einer dem anderen hilft, das Böse zu meiden und das Gute zu tun, dann ist Weihnachten, Weihnachten heisst: Die Tränen trocknen, das was du hast, mit dem anderen zu teilen, jedesmal, wenn die Not eines Unglücklichen gemildert ist, wird Weihnachten. Über Jahrhunderte ging deı Schrei nach Frieden und Gerechtig- zeit durch die Geschichte des Vol: xes Israel. Man hoffte auf einen Ret- ;er, der endlich die Mechanismer. les Hasses und des Krieges unter- »rechen würde, Doch woher sollte die Wende kommen? Alle Augen waren auf die politische Elite ge- iichtet, auf das Königshaus, auf die religiöse Oberschicht, die in Jerusa em im Tempel den Dienst versah Jeder Tag ist Weihnachten auf der Erde, jedesmal, wenn einer dem anderen Liebe schenkt, wenn Herzen zufrieden und glücklich sind, ist Weihnachten, dann steigt Gott wieder vom Himmel herab und bringt das Licht. Andre Philippe Missbrauch einer religiösen Idee für den Profit: Was wird hier gespielt? TO Par VDE Rückkehr in die helvetische Kälte: Jenseits der Reuss und des Mekong Nach der Rückkehr aus Thailand spielten sie sogar In meinem Bürgerort eine Jrosse Verweigerungs- komödie. Niemand war zuständig für eine Kosten Jutsprache (Fortsetzung aus GaZ 10, letzter Teih. :ben sein. Doch in Wahrheit war ich ıur ein angeschossener Bock, wür- de mich wieder hochrappeln und stolz mein angesengtes Geweih in len rauhen Wind strecken, der jetzt n der Hölle Helvetia wehte. Ich wür- le diesem Winde trotzen, Ich, die ijerisch-menschliche Trutzburg... In den sechs zermürbenden Wo- zhen, die ich in einem Wohnheim ‚erbrachte, lernte ich Lothar ken: ı1en. Der 55-jährige sass im glei- zhen Boot wie ich. Einst nach Bra- ;ilien ausgewandert, verlor er durch nen betrügerischen Deal seines ?artners sein ganzes Hab und Gut, nusste seine Familie in der Heimat assen und hatte jetzt die gleichen zrniedrigungen zu erdulden wie ich ‚elber. zin Sommer Rinderwahnsinn Irgendwann fand ich einen Job. )er Sommer hielt in der City der "ünfte einen seltsamen, viehischen :inzug. Und er sollte einen ganzen ;ommer andauern, der Rinder: vahnsinn, der grassierte, oder bes- ‚er: das millionenschwere Poly- sster-Kuhfieber. Die paar Milliön hen, die sind doch ein Pappenstiel 4an kann es sich leisten. Was die Ibdachlosen und Drogensüchtigen ınbelangt: Denen drückt man eine lervelat und eine Spritze in die land, und dann sind sie ruhig ge- tellt. Und wer aufmüpft, den verar: ‚jeitet man zu Zürcher Geschnetzel: am oder lässt ihn beim nächster Sächsilüüte» als lebendigen «Böög, erbrennen. Ja, der Scheiterhaufer rar schon angezündet... Lothar hatte es inzwischen ge- ‚.chafft, dank einer Institution Geld ıufzutreiben. Ich brachte ihn au! ‚en Flughafen. Nach ein paar Bier- :hen passierte er die Passkontrolle ınd winkte mir noch hinter der Trennscheibe zu. Da zog er von dan: ıen, der brasilianische Zugvogel ım bald wieder die lahmen Flüge zu spreizen. Ich mochte es ihm vor janzem Herzen gönnen. Schliess- ich hatte er hier in Helvetien einer )jesonders harten und frostiger Winter überstanden, und der baldi- Je Flug nach Südamerika würde ihn ausreichend dafür entschädigen. im Rausch der Caipirinhas Mittels Rolltreppe begab ich mich wieder in die Katakomben von Klo- ‚en. Später im Zug stellte ich mir fol- gende Szene vor: Lother schlendert nit seiner Frau die Strandpromena- le von Santos entlang. Er sieht die neterhohen Wellen des Meeres - wie auch ich sie einmal gesehen und gespürt hatte — und er verspürt die unbändige Lust, in sie hineinzu: 1echten. Immer und immer wieder m Rausch der genossenen Caipi- inhas. Doch ob Caipirinha oder Mekong- Nhiskey, ob in Südamerika oder Südostasien, ob jenseits der Limmat ınd des Amazonas, oder jenseits ler Reuss und des Mekong. Es <ommt doch schliesslich überall auf lasselbe hinaus: Ehe man sich ver- ;ijeht, kann man allzuleicht vom Aurs abkommen und die Orientie ung verlieren... Bernard Charles Wüest Daran wird sich auch nichts än- dern. Es sei denn, es gibt einen üngsten Tag, eine neue Sintflut oder einen dritten Weltkrieg. Als wieder eingewanderter Schweizer jetzte man mich Demütigungen aus und bestrafte mich nun, dass ich ainst ausgewandert war. HEIMATORT. Was für ein Witz, ınd erst noch ein zynischer. Steuern larfste leisten und Militär fürs Vater- and, aber keine Leistungen bezie- 1en. Als mittelloser Helvetier bist du öin Niemand. Bist nur ein abge- schossener Bock im Niemandsland. 7in kapitaler Rack müsstest du Aids Prävention Hepatitis Prävention FLASHBOX AM AUTOMATEN Standorte der Automaten: Rückseite des Stadttheaters Luzern Seetalplatz auf Reussbühler Seite daben Sie Anregungen? Das Sekretariat Kantons- 1votheker, Tel 2286732, nimmt sie gerne entgegen. Saubere Spritzen, Ersatznadeln, Alkolholtupfer und Wasser zusammen mit einem Präservativ befinden sich in einer Packung Flashbox. ”ackungen können während 24 Stunden am Auto- naten für drei Franken bezogen werden.

Zugriffsbeschränkung

Nutzungslizenz

fullscreen: Gasseziitig Lozärn (Dezember 1999, No 11)

Zeitschrift

Zeitschriftenband

Artikel

Inhalt

Zitieren und Nachnutzen

Zeitschriftenband

Artikel

Bild

Bildfragment

Zitierlinks

Zitierempfehlung