Objekt: Marie Amrein-Troller
Deskriptive Daten
Grafiken
- Titel:
- Marie Amrein-Troller
- Dokumenttyp:
- Grafiken
- Kanton:
- Luzern
- Provenienz:
- ZHB Luzern Sondersammlung (Eigentum Korporation)
- Permanente ID:
- ark:/63274/zhb18q44
- Lizenz:
- In Copyright 1.0
- Biogramm:
- Im 2. Band der Buchreihe „Merkwürdige Frauen“ schreibt Inge Sprenger Viol quasi als Zusammenfassung des Lebenswerkes einer berühmt gewordenen Luzernerin:
"Das Leben der Marie Amrein-Troller kann nur im Zusammenhang mit der Geschichte des Gletschergartens gesehen werden und diese wiederum kommt nur einer Familiensaga gleich.
Mit Weitsicht und bewunderungswürdigem Mut meisterte Marie Amrein-Troller in einer wirtschaftlich äusserst schwierigen Zeit mannigfaltige Schwierigkeiten und verhinderte rechtzeitig eine drohende Überbauung des Gletschergarten-Areals."
Marie Troller wurde am 01. Mai 1849 als 2. Tochter von Maria und Heinrich Troller, wohnhaft am Sternenplatz in Luzern geboren. Vater Troller war angesehener Stadtmüller. Er legte Wert auf eine gute Ausbildung seiner Töchter und schickte sie nach der Schulzeit in Luzern ins Pensionat nach Fribourg.
1870 heiratete Marie den damaligen Bankangestellten Josef Wilhelm Amrein, welcher nebenamtlich einen Weinhandel betrieb.
Um sich in dieser Sparte selbstständig zu machen erwarb er - mit Hilfe eines Darlehens seines Schwiegervaters - ein Stück Wiesland neben dem Löwendenkmal. Hier - im ehemaligen Steinbruchgebiet - wollte er einen Weinkeller in den Fels einlassen. Bei den Grabarbeiten stiess man im November 1872 zufällig auf Gletschertöpfe und weitere Spuren der Eis- und subtropischen Moränezeit von vor 20 Millionen Jahren. Die Freilegung dieser ausserordentlichen Funde, der Bau eines Wohnhauses und zusätzliche Landkäufe zwangen die junge Familie zur Aufnahme hoher Fremdkapitale.
Der plötzliche Tod des nur 39-jährigen Gatten stürzte anno 1881 die erst 32-jährige Witwe mit 4 unmündigen Kindern, einem Gletschergarten in Anfangsschwierigkeiten und einem großen Schuldenberg schier in die Verzweiflung. Die Banken kündigten die Darlehen, weil sie einer Frau und Mutter die Betriebsführung nicht zutrauten. Sogenannt „gut-meinende“ Verwandte drängten zum Konkurs oder zwangen die junge Frau zu nachteiligen, langfristigen Verträgen.
Doch Marie war eine Kämpferin: Mit Hilfe treuer Angestellter nahm sie zielstrebig die Leitung des Gletschergartens samt Restaurationsbetrieb in die Hand und sorgte dazu auch noch alleine für ihre Kinder. [Ξ] Dieser kräfteraubende Einsatz lohnte sich: Dank grösserer Besucherzahlen - nicht zuletzt durch den Boom des Luzerner Fremdenverkehrs - konnte Marie Amrein-Troller ab 1896 den lange erhofften Weiterausbau des Lebenswerkes realisieren: Sie gründete das legendäre - zu seiner Zeit schweizweit einmalige - "Heimatmuseum", kaufte das "Stauffersche Museum schweizerischer Alpentiere" und richtete eine Bibliothek mit Lesesaal ein. Der Garten erhielt eine künstlich angelegte Gletschermühle und sogar eine SAC-Klubhütte mit Gletscherdiorama sowie das ursprünglich für die Landesausstellung 1896 in Genf geschaffene und heute noch populäre Spiegellabyrinth.
Der anhaltende Erfolg war ihr Lohn: In den Jahren um 1910 lösten bis zu 100'000 Besucher ihre Karten an der Gletschergarten-Kasse. Die Unermüdliche verstand es, für Ihr Familienunternehmen zu werben. Zusammen mit einer ihrer Töchter publizierte sie Broschüren über ihren Gletschergarten in 6 Sprachen, worunter Russisch und sogar Esperanto.
Geschmack für die Gestaltung von Interieurs und Ideenreichtum für Exponate holten sich dannzumal Mutter und Tochter bei gemeinsamen Reisen, Galerien-, Theater- und Museumsbesuchen in Stuttgart, Berlin, Dresden, St. Petersburg und bis nach Finnland.
Weitsichtig wie sie war, errichtete die Erfolgreiche eine öffentlich- rechtliche Stiftung zu Gunsten der schweizerischen, naturforschenden Gesellschaft, um so den Gletschergarten als Naturdenkmal zu erhalten und zu schützen.
In ihrem Haus an der Gesegnetmattstrasse 10 lebte sie als Nachbarin des Literatur-Nobelpreisträgers Carl Spitteler, nahm weiterhin regen Anteil am Geschehen im Gletschergarten und an den wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten Ihrer Vaterstadt.
Selbst im hohen Alter blieb sie regsam, sammelte Zeitungsausschnitte über Alt-Luzern und Reproduktionen von Werken bedeutender Maler. Mit 82 Jahren schloss sich der Lebenskreis dieser unermüdlichen Frau welche mit der Rettung und Entwicklung des Gletschergartens nachhaltig Grosses für Luzern, für die Wissenschaft und unsere Nachwelt leistete.
Die Aufnahme in die Porträtgalerie erfolgte am 16. Oktober 2020. Porträtmaler: Bruno Müller-Meyer, Luzern
Quelle: Kurze Lebens-Notizen zu der Portrait-Gallerie merkwürdiger Luzerner auf der Bürgerbibliothek in Luzern. Online auf Wikisource
- Material:
- Öl auf Hartfaserplatte
- Umfang:
- 19 x 29 cm
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