Zum 5. Dezember
Vor genau 20 Jahren hatte die UNO ein
«Jahr der Freiwilligen» ausg eruf en, und
vor zehn Jahren doppelte die EU mit ei -
nem «Europäischen Jahr der Frei willi -
gen tätigkeit» nach. Mit beiden Kampa g -
nen sollte das Bewusstsein für die viel -
fältigen Formen der Freiwilligen arbeit
gefördert werden. Ausserdem wollten
sie die Wert schätzung des un verzicht -
baren Beitrags unbezahlter Ar beit ge -
sell schaftlich breiter verankern.
Es war 1985, als die UN-Vollversammlung
diesen Gedenk - und Aktionstag be schloss,
am 5. Dezember 1986 fand er dann erst-
mals statt. Ab 2001 bekam er auch im
Sentitreff ein grösseres Gewicht: Seit
jenem Jahr werden die geleisteten Frei -
willigenstunden systematisch erfasst,
was zwar nicht wenig Aufwand bedeu-
tet, aber für die Sichtbarmachung des oft
un schein baren ehrenamtlichen Engage -
ments sehr nützlich ist. Bereits im Jahr
2001 war zu verzeichnen, dass 71 Frei -
willige insgesamt 1555 Stunden zum Ge -
lingen des Betriebs im Sentitreff bei-
steu erten. Seither haben sich beide Zah -
len noch deutlich vermehrt. Es gab Jahre
mit 4000–7000 Freiwilligen stun den, im
Doris Späti-Petermann
–ein Nachruf Seite 2
Colonia Libera Italiana
–una grande storia Seite 3
Lernort
Schulhausgarten Seite 6
DIE QUARTIERZEITUNG
AUS DEM UNTERGRUND
Nr. 4/2021
Editorial
Über Verdienste
von Raffi Meyer, Koordinator Sentitreff
Ich arbeite freiwillig hier, im Sentitreff.
Die Arbeit an diesem energiegeladenen
Ort ist ein Privileg. Seit Juli erhalte ich
dafür als Koordinator einen Lohn. Neben
dies er frei wil ligen Arbeit leiste ich noch –
Freiwilligenarbeit. Dass die nicht selten
derjenigen ähnelt, für die ich im Senti -
treff entlöhnt werde, bringt mich manch-
mal etwas durcheinander. Aber ich habe
mir ohnehin die Erwartung abgewöhnt,
dass Einsatz und Einkommen in unserer
Gesellschaft der Ungleichheiten in engem
Zusammenhang stehen. Paradox gesagt:
Wer verdient schon, was er verdient!
In dies em Zusammenhang muss auch der
gewiss wich tige Fokus auf die Verdienste
institutionalisierter Freiwilligenarbeit
sen sibel bleiben für seine blinden Fle -
cken. Freiwilliges Engagement ist nicht
einfach nett. Es hat seine strukturellen
Be din gungen. Ehrenämter verweisen auch
auf Privilegien der sozialen Vernetzung,
der Geld- und Zeitressourcen. Nach Feier -
abend noch engagiert für den Verein, das
Amt, die Zeitung, die Stiftung – das ver-
dient Anerkennung. Aber wer reinigt ei -
gentlich zu einem Verdienst, der eben
keinen frühen Feierabend zulässt, die
Vereinslokale? Wer bringt die Kleinen ins
Bett, während die Grossen das Editorial
für das Quartierblatt schreiben?
Weltmusiktage 2021 –Seite 8 Abfallproblem wohin? –Seite 7
‹corona geschädigten› Jahr 2020 waren
es – trotz sehr eingeschränktem, quasi
halbiertem Kulturprogramm – insgesamt
3366 Stunden.
Die Quantitäten sind das eine, viel wich-
tiger ist jedoch, dass jede und jeder ein-
bringen kann, wozu die eigenen Stärken,
Talente und Vorlieben locken. Mit dem
Tag der Freiwilligen soll jedenfalls in Er -
in nerung gerufen werden, wie wichtig
solches Engagement seit je war und wei-
terhin sein wird. Die Palette der Angebote
im Sentitreff und viele gesellschaftliche
Bereiche überhaupt könnten ohne Frei -
willi genarbeit gar nicht funktionieren.
Fortsetzung Seite 2
Tag der Freiwilligen
von Urs Häner
Feierabend-Talk
zum Tag der Freiwilligen
Gesprächsrunde zur Freiwilligenarbeit
mit Erika Bütler (Verein Arbeitslosen-
Treff), Ippazio Calabrese (Colonia Libera
Italiana) und Minu Tighi (Sentitreff ).
Moderation: Urs Häner
Freitag, 3. Dezember 2021,
um 20 Uhr im Sentitreff