Zwei Straßen

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εε Zwei Straßen ιUσισ ι ο 8 halten lassen. Sie traten eben jetzt über die paar Stufen, welche zur Tür desselben führten, herab und ins Freie. „Uff“, machte das wohlbeleibte Oberhaupt der Fa— milie, während er weitoffenen Mundes die kühlreine Luft einsog. „Uff, die Sorte Atmosphäre reicht auf eine weitere Woche.“ Der Bierbrauereibesitzer Galleter, welcher mit Frau und Tochter die Sommerfrische auf Stegalp dermaßen in die Länge zog, stand in den Fünfzigen. Eine un— beschreibliche Liebe zur Bequemlichkeit offenbarte sich in seiner Erscheinung, seinen Bewegungen und seinem Sprechen. Die Art und Weise, wie er sich vom Hause weg und den steilen Grashang empor schob, verriet allein schon, daß Arbeiten für den Herrn ein überwun— dener Standpunkt und sein Geschäft in der Stadt im Tal eine Goldgrube war. Aus dem vollen, etwas schwammigen Gesicht schauten die grauen Augen ein— gekniffen und verschlafen in die Welt. Der von einem fast weißen Schnurrbart überschattete Mund hatte ein ewig gutmütiges Lächeln in seinen Ecken sitzen; von der Stirne jedoch, von welcher das graublonde, spär— liche Haar weit zurücktrat, ließ sich immerhin ablesen, daß ein heller Verstand dem allzu bequem gewordenen Herrn alleweil noch zu Gebote war. — Seiner Rund— heit vollkommenes Gegenteil war seine Ehehälfte, eine hagere, steife Dame mit strengen Zügen; eine goldene Brille auf der spitzen Nase, durch deren Gläser braune Augen scharf und schildwachenhaft ihre Umgebung muster— ten. Frau Eva Galleter, Schwester eines berühmten Professors an einer deutschen Universität, wandelte selber umher wie die Mensch gewordene Gelehrsamkeit, obwohl ihr scharfes Wissen und strenges Urteil vor allem auf die Gebiete häuslichen Wirkens sich erstreckten; und wie sie mit ängstlicher Sorge jede ihrer eigenen Bewegungen

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